Mit Rundum-Sorglos-Paketen locken Versicherer Azubis und Studenten/ Die Policebündel halten aber nicht immer, was sie versprechen
Mit Beginn der Ausbildung oder des Studiums müssen sich Schulabgänger um die eigene Absicherung kümmern. Rundum-Sorglos-Pakete, die Versicherungsgesellschaften gerne anpreisen, sollten die Jugendlichen jedoch links liegen lassen. Oftmals zu teuren und überflüssigen Schutz bieten solche Verträge, warnen die Verbraucherzentralen. Wirklich wichtig sind nur einige wenige Policen.
Nicht verzichten sollten junge Menschen auf die Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie springt ein, wenn die berufliche Tätigkeit nach einem Unfall oder einer Krankheit nicht mehr ausgeübt werden kann. „Die Police ist das A und O“, sagt Peter Grieble von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. „Leider denken junge Leute oft nicht an die eigene Invalidität und vergessen, einen solchen Vertrag abzuschließen“, so der Versicherungsreferent. Dabei sind die Beiträge für Jugendliche noch niedrig, weil sie häufig gesund sind. Ein guter Schutz kostet zwischen 50 und 70 Euro im Monat. Das ist eine Menge Geld. Viele Eltern unterstützen ihre Sprösslinge deshalb bei der Finanzierung der Zahlungen.
Rundum-Sorglos-Pakete enthalten oftmals auch eine Hausratversicherung. Sie deckt zum Beispiel Diebstähle nach Einbrüchen, Schäden durch Brände oder durch Blitzschläge ab. Der Schutz ist aber nur für Auszubildende sinnvoll, die nicht mehr bei ihren Eltern wohnen. „Grundsätzlich muss jeder Einzelne überlegen, wie viel sein Mobiliar und der persönliche Kram wert sind“, so Grieble. Nur wenn man das eigene Hab und Gut im Schadensfall nicht ohne finanzielle Probleme ersetzen kann, ist die Versicherung notwendig.
Als Schüler sind junge Menschen noch über ihre Eltern krankenversichert – entweder in einer privaten oder einer gesetzlichen Kasse. Für Auszubildende ist die gesetzliche Krankenversicherung Pflicht. Die Wahl des Anbieters können sie zwar frei entscheiden. Dennoch sollten sie das rasch tun, sonst legt der Arbeitgeber eine Kasse für sie fest. Studenten bleiben bis zum Alter von 25 Jahren beitragsfrei über die Krankenkasse der Eltern versichert. Allerdings darf ihr Einkommen nicht mehr als 365 Euro monatlich oder 400 Euro aus einem Mini-Job betragen.
Auch die Auslandsreisekrankenversicherung spielt nach der Schule eine Rolle. Sie ist ein „Muss“ für alle, die in fremde Länder reisen möchten. Zwar kommt die gesetzliche Krankenversicherung für ärztliche Leistungen im Ausland auf – das tut sie jedoch nur in begrenztem Umfang. Auf den restlichen Kosten für Medikamente oder Behandlungen und auf den Kosten für einen Rücktransport nach Deutschland bleiben Betroffene ohne den zusätzlichen Schutz sitzen. „Die Auslandsreisekrankenversicherung ist in manch einem Rundum-Sorglos-Paket leider Fehlanzeige“, sagt Grieble. Von einem Rundum-Schutz könne häufig keine Rede sein.
Unentbehrlich ist ebenso die private Haftpflichtversicherung. Sie springt ein, wenn man Schäden bei anderen verursacht. Besitzen die Eltern einen solchen Vertrag, sind Azubis und Studenten auch mit 18 und darüber hinaus bei ihnen mitversichert – und müssen keine Beiträge zahlen. „Bei manchen Verträgen gelten allerdings Altersgrenzen“, sagt Experte Grieble. „Am besten erkundigt man sich beim Versicherer, bis zu welchem Alter er Kinder kostenlos mitversichert.“
Selbst wenn es mit 16 oder 19 Jahren noch weit hin bis zum wohlverdienten Ruhestand ist: Sofern es finanziell möglich ist, sollten Jugendliche schon jetzt etwas für die private Altersvorsorge tun. Alle gesetzlich Rentenversicherten – auch Azubis – unterstützt dabei Vater Staat mit Zulagen in der Riester-Rente. Diese Spargroschen können später einmal für den Kauf eines Eigenheimes verwendet werden. Viele Unternehmen bieten ihren Angestellten auch eine Betriebliche Altersvorsorge. Private Vorsorge ist jedoch immer eine individuelle Entscheidung und so existieren zahlreiche Möglichkeiten, die gesetzliche Rente finanziell aufzubessern. Geldanlagen oder Immobilien sind nur zwei weiter Beispiele dafür. Von Kapitallebensversicherungen raten Experten aber ab. „Die zieht dir das Geld aus der Tasche und bringt am Ende kaum was ein“, lautet die Warnung aus einer BdV-Broschüre für Jugendliche. „Jeder Zweite, der eine hat, lässt sie nicht mal bis zum Ende durchlaufen.“