Kommentar zum Internetpranger
Die Idee der Verbraucherministerin ist einfach und gut. Künftig sollen Firmen und Produkte öffentlich beim Namen genannt werden, wenn sie gegen das Gebot der Klarheit und Wahrheit bei der Gestaltung und Kennzeichnung von Lebensmitteln verstoßen. Hinter den Kulissen läuft die Nahrungsmittelindustrie Sturm gegen das Vorhaben. Hoffentlich bleibt Ilse Aigner standhaft. Denn viele Kunden haben die Nase voll von hohlen Aussagen und irreführenden Versprechen. Es ist höchste Zeit, dass diese Unzufriedenheit auch öffentlich diskutiert wird.
Trotz gegenteiliger Versprechen setzen einige Unternehmen der Lebensmittelindustrie weiterhin auf die Täuschung der Verbraucher. In der Regel verstoßen die Firmen dabei nicht einmal gegen Gesetze. Kein Wunder, dass die Wirtschaft sich gegen eine Art Internet-Pranger wehrt. Der Widerstand erfolgt nicht ganz zu Unrecht. Denn bislang hat es die Bundesregierung versäumt, irreführende Kennzeichnung und Aufmachungen durch schärfere Vorgaben zu unterbinden. Das muss Aigner schleunigst nachholen, wenn ihre Kritik an der Branche ernst gemeint ist. Imitate müssen als solche erkennbar sein, Geschmacksverstärker und Süßstoffe auch. Freiwillig schafft es die Industrie offensichtlich nicht, auf die von den Konsumenten als Missstand empfundenen Praktiken zu verzichten.