Noch steigt die Belastung der privaten Haushalte durch die Erneuerbaren Energien. Aber in einigen Jahren ist der Höhepunkt erreicht. Dann gehen die Zusatzkosten zurück
Etwa 60 Euro pro Jahr muss ein Durchschnittshaushalt bald mehr zahlen – wegen der Förderung der Erneuerbaren Energien. Die Anhebung der Ökostrom-Umlage, die alle privaten Verbraucher entrichten, hat deshalb eine heftige Debatte ausgelöst. Wieviel Mehrkosten sind gerechtfertigt? Der mittel- und langfristige Trend allerdings gibt Grund zur Hoffnung: In einigen Jahren wird der Scheitelpunkt der Belastung der Stromverbraucher erreicht sein. Danach sinken die Kosten des Ökostroms wieder und führen schließlich sogar zu Einsparungen.
Dass dies so ist, liegt an der Konstruktion der Finanzierung des Ökostroms. Noch ist die Herstellung der sauberen Energie teurer als die Produktion konventioneller Kraft mit Öl, Gas, Kohle und Atom. Die Differenz zwischen beiden Preisen tragen die Verbraucher mittels der Ökostrom-Umlage. Gehen mehr Windparks und Solaranlagen ans Netz, steigt die Umlage. Aber dieser Effekt wird kleiner. Denn der Preis der Ökoenergie sinkt permanent – durch politische Festsetzung der Regierung und die zunehmende Konkurrenzfähigkeit der Branche. Damit nimmt auch die Umlage ab, die die Konsumenten zahlen.
Über den grundsätzlichen Trend sind sich die Fachleute einig. Jochen Diekmann, Ökonom beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung, hat für das Bundesumweltministerium eine aktuelle Analyse über die „Kosten- und Nutzenwirkungen Erneuerbarer Energien“ erarbeitet. Er sagt: „Die Differenzkosten der Erneuerbaren Energien steigen langfristig nicht so weiter wie bisher. Vermutlich werden wir schon bald den Höhepunkt erreichen.“
Bei welchem Preis dieser Scheitelpunkt der Kostenkurve liegt, hängt unter anderem vom Preisanstieg beim konventionellen Strom ab. Diekmann vermutet, dass die maximalen Zusatzkosten des Ökostroms im Umkreis von vier Cent pro Kilowattstunde liegen werden. „Wir können die Verbraucher beruhigen: Fünf oder sieben Cent pro Kilowattstunde Strom werden sie nicht bezahlen müssen.“ Im kommenden Jahr soll die Öko-Umlage 3,5 Cent pro Kilowattstunde betragen.
Und zu welchem Zeitpunkt werden die Kosten ihren höchsten Stand erreichen? Die Wissenschaftler Joachim Nitsch und Bernd Wenzel nennen in ihrem Langfristszenario im Auftrag des Bundesumweltministeriums den Zeitraum „2015/ 2016“. Danach sinke die Belastung für die Stromkunden wieder, sagen Nitsch und Wenzel. Und im „ Jahr 2020 wird die Umlage etwas unter dem Niveau vom Jahr 2010 liegen“.
Auch einen ungefähren Zeitpunkt geben die Wissenschaftler an, ab dem die Ökoenergien im Vergleich zur konventionellen Variante nichts mehr kosten, sondern im Gegenteil Geld sparen – den Verbrauchern, der Wirtschaft und dem Staat. 2030 soll es soweit sein.
Dann zahlen sich die Investitionen aus, die heute getätigt werden. Ohne dieses Investitionsprogramm hätte Deutschland später hohe Mehrkosten durch steigende Preise für Öl, Gas und Kohle, sowie die Bekämpfung des Klimawandels zu verkraften.