Kommentar
Nicht für die Schule, sondern für das Leben sollen Jugendliche nach einem geflügelten Wort lernen. Deshalb gehört die Verbraucherbildung ins Lehrprogramm.
Die Gentechnik oder Informatik haben längst einen wichtigen Platz in den Lehrplänen eingenommen. Viel langsamer halten weiche Faktoren Einzug ins Ausbildungssystem. Hier gibt es einen erheblichen Nachholbedarf. Dazu gehört auch die Verbraucherbildung. Früher war die Vermittlung der wesentlichen Kenntnisse im finanziellen Verbraucherschutz oder hinsichtlich einer gesunden Ernährung keine den Schulen zugedachte Aufgabe. Letzteres übernahmen die Elternhäuser, ersteres war nicht nötig weil die meisten Kinder und Jugendlichen keine eigenständigen Geschäfte abschlossen. In diesem Punkt hat sich die Lebenswirklichkeit massiv verändert. Junge Leute nehmen viel früher am Wirtschaftsleben teil, schließen beispielsweise Handyverträge ab oder schließen im Internet Kauf- oder Lizenzverträge. Auch dort, wo vordergründig gar kein Vertrag abgeschlossen wird, wie bei den Sozialen Netzwerken im Internet, stehen hinter den Angeboten handfeste wirtschaftliche Interessen. Und wie immer, wenn es zwischen zwei Geschäftspartnern ein Ungleichgewicht an Kenntnissen gibt, nutzt eine Seite ihren Vorsprung tendenziell aus. Das kann der Handel mit Daten sein, die Jugendliche in Unkenntnis der damit verbundenen Folgen sein, oder die Konstruktion komplexer Tarife, die unerfahren Kunden in zu teure Verträge lockt. Viele Eltern können ihrem Nachwuchs dabei nicht einmal bei besten Vorsätzen helfen, weil die Konsumwelt auch sie selbst überfordert.
Diese zum Leben wichtigen Grundkenntnisse des wirtschaftlichen Verbraucherschutzes gehören deshalb in die Lehrpläne der Schulen. Die Verbraucherbildung kann gut in bestehende Fächer integriert werden. Notwendig ist es allemal, weil die jungen Leute durch Wissen am besten vor Abzockern geschützt werden und frühe Kompetenz spätere Verluste vermeiden hilft.