Bankenrettung kostet Versicherungskunden Milliarden / Kaum Geldanlagen in Irland
Autofahrer müssen sich auf höhere Kosten einstellen. Steigende Beiträge zur Kfz-Versicherung sollen die Sparte aus den roten Zahlen führen. „Die große Mehrheit der Unternehmen hat ihre Tarife zuletzt angehoben“, sagte der Chef des Gesamtverbands der Versicherungswirtschaft (GdV), Rolf-Peter Hoenen, auf dem Jahrestreffen der Branche in Berlin. Auf dem durch den harten Wettbewerb erzeugten niedrigen Niveau der Prämien habe bei den Unternehmen ein Umdenken eingesetzt. Nach Einschätzung des Experten wird es drei Jahre dauern, bis in der Sparte wieder schwarze Zahlen geschrieben werden. Unter Berücksichtigung der Inflationsrate sind Haftpflicht oder Kaskopolicen in den letzten 15 Jahren um 40 bis 50 Prozent günstiger geworden.
Die Kunden der Lebensversicherungen werden nach Angaben des GdV indirekt für die Sanierung der Banken zur Kasse gebeten. Das liegt an den Zinssenkungen der Zentralbank um zwei Prozentpunkte, durch die sich die Institute billig Geld leihen können. Die Kehrseite der Rettungsaktion sind geringere Zinseinnahmen für die Anbieter von Renten- oder Lebensversicherungen. „Bei einer Neuanlage der Lebensversicherer von jährlich 100 Milliarden Euro bedeutet das einen Zinsverlust von zwei Milliarden Euro“, rechnete Hoenen vor. Dieses Geld fehlt am Ende für die Ausschüttung an die Kunden. Der GdV fordert daher eine Rückkehr zu einem normalen Zinsniveau. 1,2 Billionen Euro verwalten die Unternehmen derzeit für die Vorsorgesparer. Nach Angaben des Verbands würde eine Staatspleite in Irland nur geringe Auswirkungen auf die Versicherungen haben. Die dort angelegte Summe bewegt sich laut GdV im einstelligen Milliardenbereich.
Die Branche will den Verbrauchern künftig entgegen kommen. Ein Ehrenkodex für die Vertreter soll eine angemessene Beratung der Kunden sicher stellen. Die zehn Punkte umfassende Selbstverpflichtung beinhaltet im Wesentlichen ohnehin geltende gesetzliche Vorschriften. Darin werden zum Beispiel klare und verständliche Produktangaben oder eine bedarfsgerechte Beratung vorgeschrieben. Mittlerweile haben knapp 200 Versicherungsunternehmen den Kodex unterzeichnet. Hoenen geht davon aus, dass bald alle 265 Anbieter der Selbstverpflichtung beitreten. Zudem soll es bald eine einheitliche Angabe für alle Altersvorsorgeprodukte geben, mit der die Kosten der Anlage bei verschiedenen Unternehmen verglichen werden können.
Die Branche ist gut durch die Krise gekommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel attestierte den Versicherungen auf deren Jahrestreffen ein belastbares Risikomanagement. Auch die Entwicklung in Zahlen kann sich sehen lassen. Das Beitragsaufkommen aller Sparten wird 2010 um 4,7 Prozent auf knapp 180 Milliarden Euro steigen.