Immer wieder steckt zu viel Chemie in Baby- oder Kinderspielzeug. Wie die giftigen Produkte in die Geschäfte gelangen und was es mit der EU-Spielzeugrichtlinie auf sich hat, weiß Monika Büning. Mit der Referentin für Umwelt und Produktsicherheit beim Bund
Mandy Kunstmann: Frau Büning, Kontrolleure finden im Handel regelmäßig giftiges Spielzeug. Wie kann das passieren?
Monika Büning: In Deutschland ist sehr viel Spielzeug aus asiatischen Ländern auf dem Markt. Asiatische Produkte sind nicht zwangsläufig giftig. Ganz im Gegenteil: Es gibt sehr hochwertige chinesische oder japanische Spielzeuge. Asiatische Hersteller müssen aber leider häufig günstig produzieren, weil es die Einkäufer verlangen. Also verwenden die Produzenten günstige Kunststoffe oder Farben, in denen giftige Chemikalien stecken.
Kunstmann: Aber es ist in Deutschland doch verboten, giftiges Spielzeug zu verkaufen.
Büning: Das stimmt. Doch es finden zu wenige Kontrollen statt und auch die Strafen sind nicht hoch genug. Das schreckt die Importeure und Händler nicht ab.
Kunstmann: Also ist die Sicherheit von Spielzeug in Deutschland nicht ausreichend geregelt.
Büning: Grundsätzlich sind die existierenden gesetzlichen Regelungen nicht so schlecht. Doch sie stehen nur auf dem Papier und werden nicht immer durchgesetzt.
Kunstmann: 2011 soll die überarbeitete EU-Spielzeugrichtlinie in Kraft treten. Schon setzen sich sämtliche Parteien für eine Nachbesserung ein. Was ist das Problem mit der Richtlinie?
Büning: Bei einigen Schwermetallen wie Blei oder Kadmium, sind die Grenzwerte in der EU-Richtlinie höher als in der existierenden Richtlinie. Das Bundesamt für Risikobewertung hat die neuen Grenzwerte für zu hoch eingestuft. Doch selbst wenn die Richtlinie nachgebessert würde, wären unsere Kinder nicht sicherer als heute, weil die EU keine unabhängige Drittprüfung vorsieht. Wir bräuchten so etwas wie einen Spielzeug-TÜV, sprich eine unabhängige Drittprüfung.
Kunstmann: Und mit einem Spielzeug-TÜV wären unsere Kinder sicher?
Büning: Eine unabhängige Drittprüfung allein reicht natürlich nicht aus. Wir brauchen auch strengere Grenzwerte und mehr Kontrollen. Die Bundesländer haben einfach zu wenig Personal und sind mit der Überprüfung überfordert. Hier sind die Regierungen in den Bundesländern gefragt. Sie müssen die nötigen finanziellen Mittel bereitstellen.
Kunstmann: Und was ist mit dem CE-Kennzeichen? Das garantiert doch Qualität.
Büning: Die CE-Kennzeichnung sagt gar nichts über die Qualität aus. Zwar besagt der Aufdruck, dass sich der Hersteller an die europäischen Regelungen hält. Doch ob er das auch tut, kontrolliert zumeist niemand.