Riskant: Wenn die Lichterkette zum Schlag ausholt

Manch bunter Leuchtspaß birgt gefährliche Risiken

Lichterketten bringen Besinnlichkeit und Freude mit sich. Manchmal sorgt das bunte Funkelzeug jedoch für reichlich Unmut. Mehr noch: Es kann sogar das Leben kosten. Nämlich dann, wenn kleine Leucht-Weihnachtsmänner anfangen, elektrische Schläge auszuteilen oder Glitzersternchen ganze Küchenzeilen in Brand stecken.

„Viele unterschätzen die Gefahren“, warnt Stefanie Drückler vom TÜV Rheinland. Erst jüngst hat das unabhängige Prüfinstitut elektrische Lichterketten und Leuchtdekoartikel unter die Lupe genommen – mit erschreckendem Ergebnis: Die Hälfte der in Deutschland, den Niederlanden, Frankreich, Italien und Ungarn gekauften Produkte fiel durch. Hierzulande waren es 10 von 27. In den anderen Ländern sah es nicht besser aus, in Italien dafür am schlechtesten. 15 der 22 geprüften Lichterketten hätten innerhalb der EU gar nicht vertrieben werden dürfen.

Schlechte Verarbeitung, fehlende Sicherheitshinweise und Konstruktionsmängel – all das macht aus dem bunten Leuchtspaß ein wahres Gefahrengut. Man mag zwar meinen, es sei nicht so schlimm, wenn die Verpackung kein Wort zum Thema Sicherheit verliert oder einfach nur falsche Hinweise gibt. Doch weit gefehlt. Ist zum Beispiel nicht erkennbar, dass defekte Lampen sofort ausgetauscht werden müssen oder die Lichterkette nur für Innenräume geeignet ist, kann das gravierende Folgen nach sich ziehen.

Einen lebensgefährlichen Stromschlag riskiert, wer eine
Lichterkette für den Innenbereich draußen betreibt. Denn durch den einfachen Flachstecker, den eine solche Kette in der Regel besitzt, kann leicht Nässe in die Steckdose dringen. Zieht man den Stecker dann heraus, kann riskiert man einen Stromschlag. Tipp: Das Kürzel IP44 verrät, dass die Beleuchtung für den Außenbereich geeignet und somit besonders robust und mit einem Rundstecker versehen ist. Der füllt die ganze Dose aus und verhindert, dass Wasser eindringen kann.

Was passieren, damit eine Lichterkette im wahrsten Sinne des Wortes brandgefährlich wird, zeigt die Erwärmungsprüfung des TÜV Rheinland. „Hier simulieren wir, was passiert, wenn einzelne
Lampen ausfallen“, sagt Mitarbeiterin Drückler. „Wir zerstören einzelne Lichter. Dadurch erhöht sich
die Temperatur der anderen Lampen und sie leuchten auch heller.“ Ab einem gewissen Punkt gehe die Lichterkette kaputt. Zu sehr erhitzt sollte sie sich dann aber nicht haben. Zwar bestanden alle Produkte diese Prüfung und kaum eine Lichterkette wurde heißer als 100 Grad Celsius. Das heißt trotzdem nicht, dass es nicht gefährlich werden kann. Schließlich kann man sich bei 100 Grad Celsius schon die Finger verbrennen. Das gilt vor allem für empfindliche Kinderhände.

Wie viel Strom eine handelsübliche Lichterkette schluckt, hat die Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt einmal ausgerechnet: Mit einem Tagesverbrauch von 0,8 Kilowattstunden verbraucht die Glühbirnenkette mehr Energie als ein moderner Kühlschrank, der mit 0,62 Kilowattstunden auskommt. Damit gefährdet die bunte Leuchtware Hab und Gut, wenn sie dies in Brandt setzt oder die Gesundheit, wenn sie Stromschläge verteilt, sondern auch die Umwelt. Mehr Energie bedeutet auch mehr CO2 – das Klimakiller Nummer eins ist. Ganz nebenbei ist Strom ja auch nicht billig. Und so schont derjenige seinen Geldbeutel und die Umwelt, der auf sparsame Artikel setzt. Verbraucher sollten auf Systeme mit Leuchtdioden (LED) und Transformator setzen, raten TÜV und Verbraucherschützer. Die reduzieren den Stromverbrauch und damit auch die gefährliche Steckdosenspannung von 230 Volt. 

Tipp: Billig kann Verbraucher beim Leuchtdeko-Kauf teuer zu stehen kommen. Nach wie vor, so das Fazit des TÜV, sagt der Preis bei Lichterketten viel über Qualität und über die Sicherheit aus. Steht das deutschen GS-Zeichen (für „geprüfte Sicherheit“) auf der Schachtel, können Kunden im Prinzip darauf vertrauen, dass sie ein sicheres Produkt in den Händen halten. Doch aufgepasst: Auf Produkten aus Fernost oder Osteuropa sei das Siegel mitunter gefälscht, warnt das Bayrische Verbraucherministerium. Im Internet unter  www.vis.bayern.de (Suchbegriff „Lichterkette“) finden Interessierte viele nützliche Informationen rund um die leuchtende Lichterpracht.