Der Aufschwung hält an

Mit weiterem Wachstum und mehr Arbeitsplätzen rechnen die Berliner Ökonomen des DIW. Verbraucher geben mehr Geld aus und stabilisieren die Wirtschaft

Die Bundesbürger können auf eine gute Wirtschaftsentwicklung in den kommenden zwei Jahren hoffen. Nach dem starken Wachstum 2010 von 3,7 Prozent, werde die Wirtschaft auch in 2011 kräftig zulegen, schätzt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin. Präsident Klaus Zimmermann sagte am Dienstag, vermutlich werde die deutsche Ökonomie 2011 um 2,2 Prozent wachsen.

Für die Arbeitnehmer heißt das, dass die Arbeitslosigkeit weiter sinken wird – allerdings nicht mehr so schnell wie in den vergangenen Monaten. Die Zahl der Arbeitslosen werde um drei Millionen herum schwanken, prognostiziert das DIW. Damit betrachten die Berliner Forscher die Lage im Vergleich zu vielen Kollegen eher skeptisch. So rechnet das gewerkschaftsorientierte Institut für Makroökonomie (IMK) mit besseren Werten: 2,5 Prozent Wachstum und weniger als drei Millionen Arbeitslose in diesem Jahr.

Weil sich die Leute keine großen Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen müssten, sei „die Stimmung der Konsumenten gut“, sagte DIW-Forscher Ferdinand Fichtner. Die Bundesbürger neigten also dazu, mehr Geld auszugeben, was den Geschäften und Unternehmen gute Einnahmen beschere und wiederum die Wirtschaft insgesamt unterstütze. Die Forscher glauben, dass sich deshalb die deutsche Wirtschaft in den kommenden Jahren etwas ausgeglichener entwickeln wird als in der Vergangenheit. Der Export verliere einen Teil seiner beherrschenden Stellung und die Binnennachfrage werde stärker.

Dies ist eine gute Nachricht besonders für Ostdeutschland. Im Zuge des gegenwärtigen Aufschwungs würden die östlichen Bundesländer gegenüber dem Westen aufholen, sagte DIW-Forscher Christian Dreger. Der Grund: Die dortigen Unternehmen lebten eher vom direkten Konsum der Verbraucher und böten überwiegend Dienstleistungen an. Diese Bereiche würden in nächster Zeit eher profitieren als die Exportunternehmen, die vornehmlich in Bayern und Baden-Württemberg sitzen.

Für 2012 rechnet das DIW dann mit einer Verlangsamung der Konjunktur. Das Wachstum werde auf 1,3 Prozent zurückgehen. „Das ist aber keine Eintrübung, sondern eher eine Normalisierung“, sagte Ökonom Fichtner.

Als Risiko für die Zukunft betrachten die Forscher die Euro-Krise. Um die Lage in den Griff zu bekommen, müsse die Euro-Gruppe eine gemeinsame, glaubwürdige Sparpolitik zur Eindämmung der öffentlichen Schulden entwickeln, erklärte DIW-Chef Zimmermann. Außerdem führe kein Weg daran vorbei, dass Staaten wir Griechenland und Irland einen Teil ihrer Schulden annulierten.

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Arbeitslosigkeit steigt an

Die Arbeitslosigkeit in Deutschland ist zum Jahresende 2010 stärker angestiegen als erwartet. Im Dezember waren wieder etwas über drei Millionen Menschen offiziell erwerbslos, erklärte die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag. Die Arbeitslosenquote stieg um 0,2 auf sieben 7,2 Prozent. Frank-Jürgen Weise, der Chef der Bundesagentur, begründete den Anstieg mit dem frühen und starken Wintereinbruch. Dadurch hätten vor allem Bauunternehmen ihre Arbeit einstellen müssen. Insgesamt halte der Wirtschaftsaufschwung aber an, die Folgen der Finanzkrise seien nahezu überwunden, so Weise. Die höchste Arbeitslosigkeit verzeichnete im Dezember Berlin mit 12,8 Prozent, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt. Am besten sieht es aus in Bayern – dort beträgt die Arbeitslosigkeit nur vier Prozent.