Flexibilität oder Ausbeutung

Kommentar zu guten und schlechten Jobs von Hannes Koch

Sicher ist nicht immer gut, unsicher nicht immer schlecht. Viele Menschen leben lieber schnell und wandelbar als langsam und beständig. Möglicherweise nimmt der Anteil des zweitens Typs sogar zu. Jedenfalls kann man aus der wachsenden Zahl irregulärer Jobs, den das IAB-Institut der Bundesagentur für Arbeit vermeldet, nicht umstandslos schließen, dass unsere Gesellschaft unsozialer wird. Sie wird anders, aber nicht unbedingt ungerechter.

Um beispielsweise Kinderbetreuung und Arbeit zu verbinden, fordern gerade viele Familien, dass die Unternehmen ihnen mehr Teilzeit-Stellen anbieten mögen. Wenn die Firmen diesem Anliegen nachkommen und die Arbeitsplätze vernünftig bezahlen und ausgestalten, bedeutet das Fortschritt, nicht Rückschritt.

Andererseits dürfen die Erwerbstätigen nicht durch Politik und Wirtschaft gezwungen werden, irgendwelche befristeten, kleinen, mies entlohnten Jobs zu machen, wenn sie eigentlich vernünftige Stellen suchen. Beispielsweise ist die Bundesregierung gefordert, sicherzustellen, dass Leiharbeiter nach einer Übergangszeit den gleichen Lohn erhalten wie ihre festangestellten Kollegen. Sonst verkommt Flexibilität zu Ausbeutung.