„Fenster oder Türen sind innerhalb von Sekunden aufgebrochen“

Diebe haben ein leichtes Spiel. Hausbesitzer machen es den Gaunern viel zu einfach, sagt Paulus Vorderwülbecke. Im Gespräch erklärt der Experte für mechanische Sicherheitstechnik was Langfinger abschreckt.

Mandy Kunstmann: Herr Vorderwülbecke, wie gewieft sind Einbrecher heutzutage?

Paulus Vorderwülbecke: Einbrecher müssen gar nicht gewieft sein. Zumindest für das  Gros der Gebäude ist eine besondere Schläue gar nicht erforderlich. Nach wie vor haben es Diebe sehr einfach. Mit ein oder zwei vernünftigen Hebelwerkzeugen sind gängige Fenster oder Türen innerhalb von Sekunden aufgebrochen.

Kunstmann: Dann machen wir es den Dieben also viel zu einfach…

Vorderwülbecke: Ja. Wenn ich mich einmal in einen Einbrecher hineinversetze und durch eine Vorortsiedlung schlendere, dann sehe ich reihenweise Einfamilienhäuser. In der Regel ist da vorne und hinten etwas Grün und ich habe es einfach, einmal ums Haus herumzugehen. Die Terrassentür ist auch wunderbar von einer Hecke abgeschirmt. Das ist doch das ideale Arbeitsumfeld  für einen potentiellen Einbrecher. Überall finden sich Fenster oder Terrassentüren an denen sich gut arbeiten lässt.

Kunstmann: Kommen Diebe nicht sowieso überall hinein, wenn sie es nur wollen – egal, wie gut das Haus abgesichert ist?

Vorderwülbecke: Das stimmt so nicht. Bei den meisten Einbrüchen sind Gelegenheitstäter am Werk. Und gegen die kann man sich sehr gut schützen. Da gibt es zur Absicherung von Fenstern und Türen zum Beispiel VdS-anerkannte Nachrüstprodukte. Das sind spezielle Zusatzschlösser und Sicherungen für die Scharnierseiten der Fenster und Türen.  Bei Fenstern kann auch der Beschlag – die Riegelmechanik – gegen ein einbruchhemmendes Produkt getauscht werden. Zur Sicherung von Türen müssen Türblatt, Schloss, Schließblech, Schließzylinder und die Scharniere „passen“. Kurz: Alles, was den Tätern Arbeit bereitet, schützt den Bewohner vor Einbruch. Länger als drei Minuten machen sie sich in der Regel nicht an einer Tür oder einem Fenster zu schaffen.

Kunstmann: Genügt es nicht, gut sichtbar eine Kamera am Hauseingang zu installieren?

Vorderwülbecke: Das ist eher eine Zusatzmaßnahme und schreckt vielleicht einen kleinen Teil der Täter ab. Bedenken Sie: Standardfenster und –türen sind innerhalb weniger Sekunden aufgebrochen. Und innerhalb einer Minute ist die Wohnung durchforstet und Flachbildschirm und Haushaltskasse entwendet. In so kurzer Zeit schafft es keine Alarmanlage, Hilfe herbeizuholen.

Kunstmann: Was mache ich, wenn ich im Haus bin und merke, dass sich jemand an der Eingangstür zu schaffen macht?

Vorderwülbecke: Auch wenn Einbrecher in der Regel nicht auf physische Gewalt aus sind, sollten Sie ihnen nicht in die Quere kommen. Aus einer Kurzschlussreaktion könnte es dann doch zu Gewaltanwendung kommen. Am besten schließen Sie die Tür zu dem Zimmer in dem sie sich befinden ab und informieren mit dem Mobiltelefon die Polizei.

Bio-Box: Paulus Vorderwülbecke (45) ist Experte für mechanische Sicherheitstechnik beim VdS. Schon seit 1995 arbeitet er bei dem unabhängigen Kölner Prüfinstitut.