Deutsche Bahn und GDL verhandeln wieder / Lokführer setzen Rahmentarifvertrag im Güterverkehr durch
Die Fahrgäste der Deutschen Bahn (DB) müssen vorläufig keine neuen Streiks befürchten. Die Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL) will mit dem Konzern wieder über einen einheitlichen Tarifvertrag für alle Lokführer in Deutschland verhandeln. „Die Deutsche Bahn hat der GDL innerhalb der gesetzten Frist ein verbessertes und damit verhandlungsfähiges Angebot zugesendet“, teilte die Gewerkschaft mit.
Zuvor hat sich die GDL mit den privaten Güterverkehrsunternehmen auf einen Rahmentarifvertrag geeinigt. Nach Angaben der Gewerkschaft liegt das Lohnniveau bei den Privatbahnen damit um zwei Prozent über dem bei der Deutschen Bahn. Das Einstiegsgehalt der Güterlokführer liegt bei 2341 Euro bei einer Wochenarbeitszeit von 39 Stunden. Außerdem bezahlen die Privaten ebenso hohe Zulagen wie die DB.
Der Entspannung auf der einen Seite steht ein weiterhin unversöhnlicher Konflikt auf der anderen gegenüber. Mit den Unternehmen des privaten Schienennahverkehrs liegt die GDL über Kreuz. Derzeit versuchen einzelne Bahnunternehmen vor Gericht, Streiks der Gewerkschaft zu verhindern. Diese Strategie werde nicht aufgehen, sagte GDL-Chef Claus Weselsky und kündigte weitere Streiks bei den Privatbahnen an, wenn diese kein besseres Angebot vorlegen. Bei diesen Unternehmen liegt das Lohnniveau zum Teil deutlich unter dem der DB. Die GDL will einheitliche Entgelte erreichen. Insgesamt sind in Deutschland rund 26.000 Lokführer unterwegs, 20.000 davon arbeiten bei der DB.
Die triumphierenden Meldungen der GDL täuschen. Tatsächlich hat die Gewerkschaft mit ihrem Arbeitskampf bisher wenig erreicht. Der Rahmentarifvertrag mit den Güterbahnen konnte vergleichsweise leicht abgeschlossen werden, weil das Entgeltniveau dort ohnehin nicht weit vom Branchenführer Deutsche Bahn entfernt war und Lokführer im Güterverkehr Mangelware sind. Das liegt unter anderem an den Arbeitszeiten. Die Transporte finden oft nachts statt.
Die Bereitschaft, wieder mit der DB zu verhandeln, ist auch kein Signal der Stärke. Denn die Verbesserung des Angebots der Arbeitgeber ist minimal. Die DB macht lediglich das Zugeständnis, mit der GDL auch ohne die Privatbahnen im Nahverkehr einen Rahmentarifvertrag abzuschließen. Dies hatte der Konzern der Gewerkschaft schon vor zehn Tagen angeboten. Das wichtigste Ziel eines Rahmentarifs für alle wird so noch nicht erreicht. Da die Verhandlungsgemeinschaft der privaten Bahnen auseinandergebrochen ist, muss die GDL rund zwei Dutzend Unternehmen in Einzelverhandlungen zu einem Beitritt zum Einheitstarif drängen.
Da die Deutsche Bahn schon das höchste Lohnniveau der Branche vorweisen kann, muss sie mit der Offerte keine zusätzlichen Kosten befürchten. Nach eigenen Bekunden will das Unternehmen auch keinesfalls über die Lohnsteigerungen hinausgehen, die bereits vor Wochen mit der großen Eisenbahnverkehrsgewerkschaft (EVG) vereinbart wurden. Für den Großteil der rund 130.000 Tarifbeschäftigten wurde eine Einmalzahlung sowie zwei Entgelterhöhung von 1,8 Prozent in diesem und 2,2 Prozent im kommenden Jahr ausgehandelt. Über dieses Volumen wollen die Arbeitgeber keinesfalls hinausgehen. Dahinter steht die Befürchtung, dass die GDL dann bei jeder kommenden Tarifrunde abwartet, was die EVG erreicht, um dann mit der Streikdrohung im Rücken für die eigenen Leute noch einen Schnaps mehr herauszuholen.