Lehrer ohne Klassenzimmer

Wer Wissbegierige beim Lernen via Internet unterstützen möchte, kann sich zum Onlinetrainer weiterbilden/ Die Kurse sind vielfältig – und von unterschiedlicher Qualität

Die Internetverbindung steht, Kopfhörer und Mikrofon sind ordentlich platziert. Und schon kann es losgehen mit dem Lernen. Sowohl Universitäten als auch Unternehmen und Bildungseinrichtungen nutzen heute moderne Technik für die  Wissensvermittlung. Der Trend hin zum E-Learning eröffnet ein neues Arbeitsfeld für Trainer und Lehrer – und das ist vielfältig.

„Der Bereich der Wissensvermittlung und des Coachings via Internet wird immer größer“, sagt Inga Geisler,  stellvertretende Vorsitzende des Bundesverbands für Online-Bildung (BVOB). Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Mithilfe des Internets können die Anbieter ohne große Umstände und Kosten eine sehr große Zielgruppe erschließen.

Laut Hightech-Verband BITKOM setzen etwas mehr als die Hälfte der Großunternehmen und jeder vierte Mittelständler E-Learning zur Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeiter ein. Dabei haben sie die Wahl zwischen vielen unterschiedlichen Lernszenarien – vom Live-Unterricht im virtuellen Raum über begleitetes Lernen bis hin zur unbetreuten Lernplattform. 5.000 bis 8.000 Trainer dürften hierzulande ihrer Arbeit nachgehen, schätzt Geisler. Eine offizielle Statistik gibt es nicht. Das liegt wohl unter anderem daran, dass es sich bei der Berufsbezeichnung des Onlinetrainers um keine geschützte handelt. Praktisch jeder kann sich so nennen. Und so kursieren neben dem Begriff Onlinetrainer noch jede Menge andere Begriffe. Da gibt es den Teletutor, den E-Moderator oder den Online-Instructor. Staatlich anerkannt ist die Ausbildung nicht.

Inga Geisler die seit sieben Jahren selbst in diesem Job tätig ist, erklärt das Begriffswirrwar: „Onlinetrainer arbeiten synchron oder asynchron“, sagt sie. Bei ersterem kommunizierten die Beteiligten im virtuellen Raum in Echtzeit und sehen sich in der Regel per Foto oder über eine Webcam. In diesem Fall spreche man von einem Live-Online-Trainer. Es gibt aber auch die Möglichkeit, dass der Online-Trainer ein Fachgebiet virtuell betreut. Dann tauscht er sich zum Beispiel mit einer Gruppe Lernender über ein Forum aus. Er begleitet das Seminar, motiviert, postet Einträge und strukturiert die Weiterbildung. Manchmal wird er dabei von einem Tele-Tutor unterstützt, dessen Aufgabe allein darin besteht, die Gruppe beim Lernen zu begleiten.

Und dann gibt es da noch die Drehbuchautoren für Lernmedien. „Deren Aufgabe ist es, webbasierte Trainings zusammenzustellen und den Programmierern Anweisungen zu geben, wo sie bestimmte Inhalte – ob Videos oder Texte – in der Anwendung platzieren sollen“, erläutert Geisler. „Drehbuchautoren müssen sehr gut methodisch und didaktisch geschult sein“, sagt sie. Gut geschult sollte allerdings  jeder sein, der sich zum Online-Trainer ausbilden lässt. Gerade weil ein einheitliches Berufsbild noch nicht existiert, ist eine gute Qualifikation wichtig, findet Geisler. Einfach mal so werde man eben nicht zum Onlinetrainer.

Erst jüngst hat die Stiftung Warentest vier Weiterbildungen zum Onlinetrainer unter die Lupe genommen. Zwischen 455 und 1175 Euro müssten die Teilnehmer für die vier- bis zehnwöchigen Kurse berappen. Dabei erwies sich, das billigste Angebot als am wenigsten geeignet. Zwei Kurse – die bei Daten + Dokumentation und bei der HFU Akademie der Hochschule Furtwangen – überzeugten die Warentester inhaltlich mit sehr hoher Qualität. Insgesamt etwas schlechter, aber dennoch passabel schnitt der Kurs bei der TLA TeleLearn Akademie ab.

In der Regel sind es Lehrer, Dozenten oder Coaches, die sich für das E-Learning fit machen und ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern wollen. Ob die Schulung sich in barer Münze bezahlt macht, lässt sich pauschal nicht beantworten. Die Honorare reichen von ganz unten nach ganz oben. Das kann bei 23 Euro pro Stunde anfangen, wobei die Grenze nach oben offen ist.

Kasten/ Onlinetrainer:

Tipps für die Weiterbildung:

Wer sich zum Onlinetrainer weiterbilden möchte, hat die Qual der Wahl. Denn die Kurse bilden für sehr unterschiedliche Aufgaben aus – von der Lernbegleitung bis zum Unterricht im virtuellen Klassenzimmer. „Die Kurstitel helfen oft nicht weiter“, urteilt die Stiftung Warentest und rät zu Schnupperkursen, falls diese angeboten werden. Wer nicht sicher ist, welches Berufsbild für ihn infrage kommt, kann sich an den Berufsverband für Online-Bildung (BVOB) wenden (Kontaktdaten im Internet unter www.bv-online-bildung.de). Dort sollen demnächst auch Adressen von Weiterbildungsinstituten zu finden sein.