Versicherung gegen den Biosprit

Shell will notfalls für kaputte Motoren aufkommen / Police mit Haken

Autofahrer können sich jetzt kostenlos gegen Motorschäden durch das Benzingemisch E10 versichern. Die Tankstellenkette Shell bietet ab sofort eine derartige Police an. „Wir wollen unseren Kunden Sicherheit geben“, sagte der Chef der Sparte, Jörg Wienke, am Dienstag in Berlin.

Die Idee hat die Deutsche Familienversicherung (DFV) ausgetüftelt. Shell-Kunden können sich im Internet vor oder innerhalb von drei Tagen nach dem Tanken registrieren lassen. Es müssen aber wenigstens 30 Liter gezapft werden. Dann erhalten sie eine Versicherungsnummer und einen Versicherungsschein zugesandt. Die Police erhalten Autofahrer kostenlos. Shell übernimmt die Prämie.

Es gibt allerdings einige Haken bei der Offerte. Sie gilt nur für Fahrzeuge, deren Hersteller dem jeweiligen Modell die E10-Tauglichkeit attestiert hat. Außerdem darf der Wagen nicht vor 1995 erstmals zugelassen worden sein. Schließlich beträgt die Laufzeit der Versicherung nur 18 Monate. Langzeitschäden wären folglich nicht abgedeckt.

Wenn der Motor tatsächlich unter der erhöhten Ethanol-Beimischung leidet, springt die DFV ein. Ein Gutachter der Dekra untersuche das Auto, erläutert DFV-Sprecher Stefan Knoll. Sei der Biosprit für den Defekt ursächlich, reguliere die Versicherung Schaden innerhalb von 48 Stunden. Eine Voraussetzung gibt es allerdings. „Sie müssen 80 Prozent des verbrauchten Benzins bei Shell getankt haben“, sagt Knoll. So hat die Akzeptanzwerbung für den Ölkonzern mit einer Bindung der Kunden an die Marke eine einträgliche Nebenwirkung.

Als Nachweis dient die Kilometerangabe bei Abschluss des Vertrags und die Vorlage von Kreditkartenabbuchungen oder Tankquittungen. Wie viele Schadensfälle das Unternehmen für die Kalkulation des Tarifs angenommen hat, will der Sprecher ebenso wenig verraten wie die von Shell dafür bezahlten Prämien. „Wir haben Rückversicherungsschutz eingekauft“, gibt Knoll aber zu. Das heißt, die DFV sieht durchaus Risiken in diesem Geschäft.

Hintergrund des Angebots ist der anhaltende Boykott der Autofahrer gegen das Gemisch auf Benzin und Ethanol, genannt E10. Die Mineralölwirtschaft muss zehn Prozent des Biosprits beimengen und sitzt nun auf vollen Tanks. Obwohl der Autoindustrie verbindlich erklärt hat, dass 90 Prozent der Fahrzeuge E10 problemlos vertragen, tanken viele Kunden lieber Kraftstoff mit einem geringeren Ethanolanteil. Mit der Versicherung will Shell den Autofahrern die Bedenken nehmen, ihr Motor könne durch E10 Schaden nehmen.

Momentan verkauft Shell nach eigenen Angaben etwa die Hälfte des Absatzes als E10. 90 Prozent sollten es sein. „Wenn wir so weiter machen, werden wir die Quote nicht erreichen“, befürchtet Wienke. Dann drohen Millionenstrafen. So suchen die Hersteller Hände ringend nach neuen Wegen, die Akzeptanz des Biosprit zu erhöhen.