Großunternehmen wollen mehr Chefinnen

DAX-Konzerne sagen Bundesregierung zu, mehr Frauen in Führungspositionen einzustellen. Arbeitsministerin Von der Leyen sieht „Licht und Schatten“

Noch in diesem Jahr wollen die 30 größten deutschen Aktiengesellschaften neue Ziele für ihren künftigen Frauenanteil in Vorständen und Aufsichtsräten veröffentlichen. Das sagten die Personalvorstände der DAX-30-Unternehmen am Mittwoch der Bundesregierung zu. Mehrere Ministerinnen hatten in den vergangenen Monaten mit unterschiedlicher Vehemenz darauf gedrängt, dass die niedrige Zahl führender Managerinnen rasch steigen müsse. Unsere Zeitung beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wieviele Frauen arbeiten heute in Top-Jobs?

In den 160 größten deutschen Aktiengesellschaften sind gegenwärtig nur drei Prozent der Vorstandsposten mit Frauen besetzt. Bei den Aufsichtsräten liegt der Anteil um zehn Prozent. Der Mittelstand verzeichnet dagegen zum Teil deutlich höhere Werte.

Haben Frauen in unseren Nachbarländern bessere Chancen?

In Norwegen sind fast 40 Prozent aller Aufsichtsratsposten mit Managerinnen besetzt. Deutlich über 20 Prozent haben Finnland und Schweden. Aber auch Dänemark, die Niederlande und Großbritannien liegen vor Deutschland, das dennoch leicht über dem Durchschnitt der 27 EU-Staaten rangiert.

Kann der Plan von Frauenministerin Schröder helfen?

Nach dem Treffen mit der Regierung am Mittwoch bedankte sich Siemens-Personalchefin Brigitte Ederer für „den hilfreichen Druck der Politik“. In den Unternehmen kommt eine neue Dynamik in Gang. Familien- und Frauenministerin Kristina Schröder (CDU) will mit ihrem gerade veröffentlichten Stufenplan nun erreichen, dass sich die Zahl weiblicher Vorstände und Aufsichtsräte bis 2013 im Durchschnitt verdreifacht. Für den Fall, dass das nicht funktioniert, droht Schröder mit einer „gesetzlichen Pflicht zur Selbstverpflichtung“. Soll heißen: Die Firmen wären dann per Gesetz gezwungen, sich höhere Ziele zu setzen. Wie diese aussähen, bliebe ihnen aber selbst überlassen. Weil die Wirtschaft freilich Angst vor schlechtem Ruf hat, dürfte sich allmählich etwas verbessern.

Was will Arbeitsministerin Von der Leyen?

Eigentlich befürwortet Ursula von der Leyen (CDU) eine gesetzlich festgeschriebene Quote von rund 30 Prozent Frauen in Führungspositionen. Damit konnte sie sich bei Kanzlerin Angela Merkel aber nicht durchsetzen. Um nicht allein dazustehen und überhaupt etwas erreichen, stellt sich Von der Leyen nun hinter den weicheren Plan von Frauenministerin Schröder.

Wie argumentieren Firmen und Verbände?

Die veröffentlichte Meinung aus Vorständen und Wirtschaftsverbänden geht überwiegend in die gleiche Richtung: Eine gesetzliche Frauenquote für Managerinnen lehnt man ab. Stellvertretend hat das am Mittwoch noch einmal Heinrich Driftmann, der Präsident der Industrie- und Handelskammern, formuliert. Viele Vorstände fühlen sich durch eine Quote zu sehr gebunden. Sie sagen, besonders für technische Führungsaufgaben ließen sich schwer Frauen finden, weil zu wenige diesen Berufsweg einschlügen.

Kennen andere Länder eine Quote?

Ja, feste Anteilsregelungen für Frauen in Führungsgremien gibt es unter anderem in Spanien, Norwegen und Frankreich. In weiteren Staaten, beispielsweise Österreich, wird darüber diskutiert.

Welche Vorteile hat ein höherer Frauenanteil?

Grundsätzlich verfügen Frauen und Männer über ähnliche Qualifikationen und Talente. Firmen verzichten deshalb auf Kenntnisse, die ihnen nützlich sein könnten, wenn sie die Hälfte der möglichen Bewerber von Führungsaufgaben ausschließen. Das kann zu betriebswirtschaftlichen Nachteilen führen.