Von Morgenmuffeln und Montagsmorgenmuffeln

An Montagen kommen viele Berufstätige besonders schwer in die Gänge. Viel zu früh schellt der Wecker. Viel zu wackelig sind die Beine beim Zähneputzen. Auch die sonst so versöhnende Tasse Kaffee erzielt nicht die gewünschte Wirkung. Anstatt zur Arbeit wünscht man sich lieber ganz schnell wieder zurück ins warme Bett. Der „Montagsblues“ hat zugeschlagen. Einigen Beschäftigten ergeht es gar an jedem einzelnen Arbeitstag so. Doch warum?

Jeder sechste Erwerbstätige klagt hierzulande über fehlenden Tatendrang und Mattigkeit nach dem Wochenende. Bei den 18- bis 29-Jährigen sind es sogar doppelt so viele. Angestellte und Arbeiter stellen die größte Gruppe der Montagsmüden. Selbständige und Beamte sind seltener betroffen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Forsa-Umfrage im Auftrag des Pharmaherstellers Stada.

Einen Grund für den Montagshänger sehen Wissenschaftler im veränderten Tagesrhythmus am Wochenende. Der sorgt für einen besonders schlechten Schlaf in der Nacht zum Montag. „Viele Menschen sind Montagmorgens matt und antriebslos, weil sie am Wochenende ihr Schlafdefizit abgebaut und daher Sonntag zu Montag nur kurz geschlafen haben“, erläutert der Leiter des Schlafmedizinischen Zentrums der Charité Berlin, Ingo Fietze. Konkret heißt das: Am Wochenende haben wir so viel geschlafen, dass wir am Sonntagabend einfach nicht müde werden. Auch der Gedanke an die Arbeit und der damit verbundene Erwartungsdruck, so Fietze, lässt uns schlecht schlafen.

Zu wenig und zu schlechter Schlaf: Unkonzentriertheit, Gedächtnisschwäche und Abnahme von Geschicklichkeit und Geschwindigkeit sind die Folgen. Zum Glück können Beschäftigte aktiv etwas gegen den Montagshänger tun. Schlafexperte Fietze empfiehlt, den Mittagschlaf am Sonntag sein zu lassen und auch nicht bis mittags zu schlafen. Ebenso hilft viel Bewegung und abends wenig oder kein Alkohol.

Manch einem Beschäftigten fällt es allerdings jeden Morgen schwer, dem Ruf des Weckers Folge zu leisten. Ob Montag oder Freitag: Früh aus den Federn zu kommen ist für sie eine Qual. Als „Eulen“ bezeichnet die Wissenschaft Menschen, die erst vergleichsweise spät am Tag in die Gänge, dafür erst spät am Abend zur Ruhe kommen. „Lerchen“ stellen das andere Extrem dar. Sie werden abends schnell müde. Frühes Aufstehen ist für sie kein Problem.

Warum manche Menschen Früh- und manche Spätaufsteher sind, weiß Achim Kramer vom Institut für Medizinische Immunologie der Charité Berlin. „Unsere innere Uhr bestimmt unseren Biorhythmus und damit auch, ob wir eher früh oder eher spät müde werden“, erläutert er. Und: „Unsere Gene steuern, wie schnell die innere Uhr tickt.“ Bei Frühtypen laufe sie schneller. So seien sie für alles ein bisschen zu früh. Auch bei Spättypen sind es häufig die Gene, die die innere Uhr langsamer laufen lassen. „Manchmal kann jemand aber auch nicht so viel Licht wahrnehmen und ist deshalb ein Spättyp“, so Kramer.

Auf etwa ein Viertel schätzt Schlafforscher Fietze den Anteil der Eulen und Lerchen in der Bevölkerung. Eulen, also Morgenmuffel, sind dabei viel verbreiteter. Der Grund: „Unsere Gesellschaft fängt viel zu früh am Tag an. Die Schule geht um 7 Uhr los. Entsprechend früh müssen auch die meisten Beschäftigten raus“, beklagt Kramer. Würden Arbeit und Schule erst um 9 Uhr losgehen, würde es auch weniger Morgenmuffel geben.

Während Morgenmuffeln frühe Arbeitszeiten Schwierigkeiten bereiten, plagen Abendmuffel eher soziale Probleme. Wollen die Freunde ins Kino gehen, können sie nicht mit, weil sie zu müde dafür sind. So einfach umstellen kann ein Morgenmuffel seinen Rhythmus allerdings nicht: „Eigentlich kann man nicht viel dagegen tun“, sagt Chronobiologe Kramer. Man müsse es akzeptieren, was im Übrigen auch die  Gesellschaft tun sollte.

Ein Lichtblick bleibt – und das im wahrsten Sinne des Wortes: Was einem Langschläfer für einen besseren Start in den Tag hilft, ist genug Licht. „Je mehr Licht ein Mensch tankt, desto eher wird er abends müde“, erklärt Charité-Forscher Kramer. Dann schafft man es auch, um 21 oder 22 Uhr ins Bett zu gehen und einzuschlafen. Besonders frühes Licht ist gut. Besonders effektiv ist es, so Kramer, morgens eine Runde zu joggen. Allerdings müsse man das auch regelmäßig machen.