2012 gibt es weniger Zinsen für die kapitalbildenden Policen/ Niemand sollte deshalb vorschnell einen Vertrag unterschreiben, warnen Verbraucherschützer
Ab 2012 sinkt der Garantiezins für Lebensversicherungen. Anstatt derzeit 2,25 Prozent gibt es künftig nur noch 1,75 Prozent als Minimumverzinsung für das angelegte Kapital. Aus diesem Grund sollte dennoch niemand vorschnell einen Vertrag abschließen, sagen Verbraucherschützer: Zum einen bedeuten weniger garantierte Zinsen nicht unbedingt weniger Erspartes am Ende der Laufzeit. Zum anderen ist die Police nur in seltenen Fällen empfehlenswert.
Die klassische Lebensversicherung vereint zwei Dinge: Einen Sparplan, mit dem der Versicherte Vermögen für das Alter anspart, und eine Lebensversicherung. Im Todesfall dient sie zur finanziellen Absicherung der Angehörigen. In der Kombination „Kapitalaufbau und Risikolebensversicherung“ sieht Hajo Köster vom Bund der Versicherten (BdV) keinen Sinn. „Viele Policen bieten einen zu geringen Versicherungsschutz im Todesfall“, bemängelt der BdV-Berater. Bekommt eine Witwe mit zwei kleinen Kindern 25.000 oder 30.000 Euro ausgezahlt, sei das nicht genug, wenn alleinverdienende Familienvater plötzlich nicht mehr da ist.
Eine separate Risikolebensversicherung, so Köster, ist besser geeignet, die Angehörigen abzusichern. Auch für den Vermögensaufbau gebe es bessere Wege. Zurückhaltung in punkto Kombipolice kommt auch von anderer Seite. „Kapitallebensversicherungen passen nur zu wenigen Menschen“, erläutert Finanzexpertin Susanne Meunier von der Stiftung Warentest. Die Verträge vieler Anbieter seien teuer und wenig ertragreich.
Verbraucherschützer befürchten, dass Versicherungsvertreter auch mit dem Argument, dass es in Zukunft weniger Zinsen gibt, auf Kundenfang gehen werden. „Darauf sollte niemand hereinfallen“, warnt BdV-Berater Köster. Ein niedrigerer Garantiezins habe nicht unbedingt Auswirkungen auf das, was am Ende herauskommt. Wie viel Ertrag beim Versicherten ankommt, hängt von mehreren Aspekten ab. So spielt es beispielsweise eine Rolle wie kostengünstig der Versicherer wirtschaftet und wie viel vom Ertrag er an seine Kunden weitergibt.
Hier ein Rechenbeispiel: Möchte eine Nichtraucherin in 30 Jahren bis zu ihrem 60. Lebensjahr 100.000 Euro ansparen, zahlt sie derzeit beim preiswertesten Versicherer 218 Euro monatlich. Anstelle mit 2,25 Prozent rechnet dieser mit 1,56 Prozent Rendite, weil er Verwaltungs- und Risikokosten abzieht. Verringert sich der Garantiezinssatz jetzt um 0,5 Prozent, bedeutet das, dass auch die Versicherungssumme geringer ausfällt. Anstelle von 218 Euro müsste die Nichtraucherin 235 Euro monatlich beim Versicherer ansparen, um auf die Summe von 100.000 Euro zu kommen.
Das ist erst einmal weniger Geld in der Tasche. Dennoch bedeutet die höhere Sparrate nicht zwangsläufig einen schlechteren Vertrag. „Wenn der Kunde höhere Beträge zahlt, kann die Versicherung mehr Geld erwirtschaften“, erläutert BdV-Experte Köster. Schließlich legt die Assekuranz das Geld an. Zwischen drei bis vier Prozent liegen die tatsächlich gezahlten Zinsen derzeit. Und erzielt die Versicherung mehr Gewinn, muss sie ihre Kunden daran beteiligen.
Zwar ist die Kapitallebensversicherung eine verhältnismäßig sichere Anlageform, weil der Kunde kein Verlustrisiko trägt. Das gilt allerdings nur, wenn er den Vertrag bis zum Ende durchhält. Laut BdV schafften das nicht einmal die Hälfte der Versicherten. Einen bestehenden Vertrag gilt es deshalb am besten beizubehalten. Können Versicherte die Raten nicht aufbringen, haben sie die Möglichkeit den Vertrag beitragsfrei zu stellen.
Doch welche Alternativen gibt es zur Lebensversicherung? Der Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest Hermann-Josef Tenhagen weiß Rat: „An erster Stelle kommt die staatlich geförderte Riester-Rente, die es nicht nur als Rentenversicherung gibt, sondern auch als Fonds- und Banksparplan oder Bausparvertrag und sogar als Riester-Darlehen für eine selbstgenutzte Immobilie.“
Interessant könne für Arbeitnehmer auch eine selbstgesparte Betriebsrente sein, besonders, wenn die Firma etwas beisteuere.
Sparer sollten immer bedenken, dass sie vielleicht kurzfristig einmal Geld benötigen. Neben lang laufenden Verträgen sind deshalb auch flexible Anlagen wichtig. „Junge Leute liegen oft mit guten, breit streuenden Fondssparplänen richtig. Sie haben viel Zeit bis zum Ruhestand und sollten die langfristig besseren Ertragschancen an den Börsen nutzen“, empfiehlt Tenhagen. Ältere Sparer fänden flexiblere, aber gleichzeitig sicherere Anlagemöglichkeiten in den Zinsprodukten der Banken oder in Bundeswertpapieren.