Noch immer liegt bei der Erzeugung der Eier vieles im Argen / Verbraucher wollen keine Käfighaltung
„Ich wollt, ich wär' ein Huhn,
ich hätt' nicht viel zu tun,
ich legte jeden Tag ein Ei
und Sonntags auch mal zwei…“
(Comedian Harmonists)
Nett anzuschauen sind die bunten Eier, die vielerorts in Körbchen den österlichen Frühstücktisch zieren. Die Feiertagsstimmung täuscht darüber hinweg, dass dem appetitlichen Anblick harte Arbeit vorausgegangen ist. Ei verzehrt fast jeder jeden Tag, auch wenn dies oft unbewusst geschieht. 214 Stück pro Kopf haben die Deutschen im vergangenen Jahr verdrückt, Babys und Magersüchtige inbegriffen. Zusammengenommen 17,5 Milliarden Eier verbrauchten die Konsumenten insgesamt. Ein harter Job für die Hühner.
In den bundesweit über 72.000 Hühnerfarmen bemühen sich knapp 39 Millionen Legehennen um Nachschub. Ländlich romantisch geht es dabei meist nicht zu. Die Mehrzahl des Gefieders muss sich wenig Platz mit vielen Artgenossinnen teilen. 7,2 Millionen Hennenhaltungsplätze in engen Käfigen entfallen allein auf 23 Betriebe, die mehr als 200.000 Hühner halten. Größere Biobetriebe fallen mengenmäßig kaum ins Gewicht. Sie bringen es insgesamt nur auf 2,3 Millionen Legehennen. Das verdeutlicht den Unterschied zwischen Bioerzeugung und herkömmlicher Produktion.
Die bei vielen Verbrauchern verpönte Käfighalten, bei der sich eine Henne mit einem Platz von 1,5 Din-A-4-Seiten begnügen muss, ist entgegen den Vorstellungen vieler Verbraucher noch längst nicht am Ende. Im Supermarkt sind die Eier aus den Legebatterien zwar kaum mehr zu finden. Sie landen in der Lebensmittelindustrie. Denn hier, so kritisiert die Verbraucherorganisation Foodwatch, klafft eine Lücke in der Kennzeichnungspflicht. Auf Fertigwaren muss nicht angegeben werden, woher die einzelnen Eibestandteile stammen. Immerhin wird jedes zweite Ei irgendwie weiterverarbeitet.„Industrie und Gastronomie können Verbrauchern Käfigeier ohne jeden Hinweis unterjubeln“, ärgert sich Foodwatch und fordert von Agrarministerin Ilse Aigner, diese Lücke zu schließen. Doch das Ministerium verweist auf die Zuständigkeit der EU.
Dagegen sind alle Eier in Schalen, die den Handel kommen, gekennzeichnet. Die erste Ziffer deutet auf die Produktionsweise hin, von der „0“ für die Bioware bis zur „3“ für die Käfighaltung. Dazu findet sich noch ein Staatenkürzel, die Betriebsnummer sowie eine Angabe für das Bundesland der Herstellung. Die Information ist da. Nur verstehen die wenigsten Verbraucher den Code auf Anhieb.
Auch die Haltung selbst steht immer wieder in der Kritik. Immer wieder werden bedrückende Bilder der engen Käfige oder Auslaufflächen bei der Bodenhaltung veröffentlicht. Besonders drastische Darstellungen zeigen die qualvolle Tötung von männlichen Küken, die bekanntlich für die spätere Eierproduktion untalentiert sind. Aigner hofft auf die Wissenschaft, die Methoden zur frühzeitigen Erkennung des Geschlechtes liefern soll. Dann könnten die männlich befruchteten Eier schon vernichtet werden, bevor ein Küken schlüpft. Das würde die Lage der Hühner zwar etwas verbessern. Von der heilen Frühstückswelt der Ostertage bliebe der Arbeitsalltag der Legehennen aber trotzdem noch weit entfernt.