Auf dem Weg zum Ausstieg

Kommentar zum RSK-Bericht von Hannes Koch

Daumen hoch oder Daumen runter für die deutschen Atomkraftwerke? Wer von den Physikern und Ingenieuren der Reaktorsicherheitskommission ein solches Urteil erwartete, muss nun enttäuscht sein. Der Bericht zur Sicherheit der AKW ist notwendigerweise uneindeutig. Die Wissenschaftler haben zahlreiche technische Fragen beantwortet und sind deshalb zu einem differenzierten Bild gelangt. Einfach gesagt: Einige deutsche Kernkraftwerke sind einigermaßen sicher, andere stellen in mancher Hinsicht ein Risiko dar.

Die eindeutige moralische und politische Konsequenz muss nun die Politik ziehen. Schließlich hat die Bundesregierung die Expertisen der Reaktorssicherheits- und der Ethikkommission auch angefordert, um eine Grundlage für die eigene Entscheidung zu haben. Diese wird eindeutig, damit aber auch angreifbar sein. Kommt es nun nach Fukushima zum schnellen deutschen Atomausstieg?

Plausibel erscheinen würde diese Schlussfolgerung: Die meisten der bereits abgeschalteten Kernkraftwerke älterer Bauart gehen nicht mehr an´s Netz. Denn ihnen fehlen entscheidende Schutzeinrichtungen – etwa Dämme gegen Hochwasser oder Bunker gegen Flugzeugabstürze. Diese jetzt noch zu bauen, ist schlicht zu teuer. Rund zehn relativ verlässliche Reaktoren aber werden weiter Strom produzieren – vielleicht noch zehn oder 15 Jahre. Wenn dann genug Windparks auf der Nordsee stehen, wird man auch die letzten AKW abschalten.

Wissen wir das aber nicht schon seit einigen Wochen – wozu die Arbeit der Sicherheitskommisison? Das Gutachten ist Teil eines öffentlichen Verständigungsprozesses, der am Ende eine relativ konfliktfreie Lösung ermöglicht. Wenn alle Interessengruppen alles gesagt haben, wird sich die Aufregung legen. Die Lösung mag sich seit Fukushima abzeichnen, besiegelt werden kann sie erst, wenn sie nach monatelangen Diskussionen eine hohe Bindungskraft erreicht.