Ampelfarben für Restauranthygiene

Länder wollen einheitliche Kennzeichnung für Hygiene in der Gastronomie einführen

An diesem Donnerstag wollen die Verbraucherminister der Länder in Bremen den Weg für ein Hygienebarometer in Gaststätten und Imbissbuden freimachen. Die Gäste sollen künftig schon am Eingang zum Speiseraum erkennen, ob die Lebensmittelkontrolleure hygienische Mängel in Küche, Toilette oder Lagerräumen gefunden haben. Im Gegensatz zur bisherigen Praxis wollen die Behörden ihre Untersuchungsergebnisse ab 2012 in Form eines „Kontrollbarometers“ veröffentlichen. Dieses Balkendiagramm zeigt die Ampelfarben. Zeigt der darüber angebrachte Pfeil auf den grünen Bereich, ist alles in Ordnung. Bei gelb wurden die gesetzlichen Bestimmungen nur teilweise erfüllt, bei rot nur unzureichend.

„Wir brauchen ein einheitliches und verbindliches Modell, das Aktualität und Verlässlichkeit sicherstellt“, sagt der Staatssekretär im Bundesverbraucherministerium, Robert Kloos. Bei gravierenden Verstößen gegen die Hygienepflichten sei es mit einer Kennzeichnung nicht getan. In diesen Fällen müssten die zuständigen Behörden den betroffenen Betrieb sperren. Der Bund will nun zügig die Rechtsgrundlage für das einheitliche Prüfsystem schaffen.

Das Kontrollbarometer wird nach dem Vorbild des dänischen Smiley-Systems eingeführt. Im Nachbarland signalisiert ein Smiley am Eingang der Gaststätten, ob es drinnen sauber zugeht oder nicht. Das kann der Gast am Gesichtsausdruck des Aufklebers erkennen. In Deutschland hat sich als erstes der Berliner Bezirk Pankow hervorgewagt und von den Lebensmittelkontrolleuren entdeckte Missstände im Internet veröffentlicht.

Nun sollen die Prüfergebnisse bundeseinheitlich gestaltet werden. Die Betriebe werden auf eine ganze Reihe von Merkmalen hin überprüft. Dazu gehört die Hygiene in der Lebensmittelproduktion und beim Personal, die bauliche Beschaffenheit, die Eigenkontrolle oder die Temperaturen bei Lagerung und Verarbeitung der Nahrungsmittel. Für Mängel verteilen die Prüfer Punkte, insgesamt bis zu achtzig. Wer weniger als 40 Punkte erhält, bleibt im grünen Bereich. Zwischen 40 und 60 Punkten landet das Restaurant im gelben Bereich, bei einem höheren Wert setzt es rot.

Zunächst muss sich die Gastronomie dieser Bewertung stellen, sofern die Länder die Einführung heute auch beschließen. In einer zweiten Stufe folgen Bäckereien und Fleischereien. Später kommen Kantinen oder Cateringfirmen, der Einzelhandel und am Ende auch Wochenmärkte dazu.

Die Verbraucherorganisation Foodwatch fordert schnellstmöglich mehr Transparenz. „Es ist Zeit, endlich die Verbraucher vor Schmuddelbetrieben zu schützen statt wie bisher Schmuddelbetriebe vor dem Verbraucher“, fordert Foodwatch-Vize Matthias Wolfschmidt. Alle Ergebnisse der Lebensmittelkontrollen müssten veröffentlicht und das System auf alle Lebens- und Futtermittelbetriebe ausgeweitet werden. Wolfschmidt erhofft sich davon einen höheren Druck auf die Branche, in der die Behörden fast jeden vierten geprüften Betrieb beanstanden.

Ganz anders sieht der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) das Vorhaben. „Dieses System ist geeignet, Existenzen zu gefährden“, warnt Verbandspräsident Ernst Fischer. Die Gastwirte befürchten Umsatzeinbrüche, wenn das Prüfergebnis nicht gut ausfällt. Die große Sorge des Dehoga ist der fehlende Anspruch der Gastronomen auf eine zeitnahe Nachkontrolle. Mängel sind vielleicht längst beseitigt worden. Doch der Betrieb muss bis zur nächsten Prüfung mit einer Warnfarbe im Eingang leben.