Wieder Tote in der Apple-Produktion

Durch Explosion beim iPad-Produzenten Foxconn im chinesischen Chengdu sterben drei Menschen. Beschäftigte beklagen schlechte Arbeitsbedingungen

Wieder muss Apple-Lieferant Foxconn Todesfälle unter Arbeitern in China melden. Wie erst jetzt bekannt wurde, sind Ende der vergangenen Woche drei Arbeiter im Foxconn-Werk in Chengdu gestorben, wo iPads produziert werden. 15 weitere Beschäftigte wurden verletzt, erklärte der taiwanesische Konzern. Als Ursache gab die Firma an, dass staubförmiger Brennstoff in einer Leitung explodiert sei.

Vor etwa einem Jahr hatten sich 13 Arbeiter und Arbeiterinnen im Foxconn-Werk in Shenzhen bei Hongkong das Leben genommen. Sie stürzten sich aus den höheren Stockwerken der Fabrik in den Tod. Kritiker führen die Selbstmorde auch auf harte Arbeitsbedingungen und Perspektivlosigkeit der Beschäftigten zurück. Nach den Suiziden hatte Foxconn unter anderem den Lohn in Shenzhen nahezu verdoppelt und psychologische Berater eingestellt.

Der aktuelle Unfall ereignete sich in der neuen Foxconn-Fabrik in Chengdu, etwa 1.500 Kilometer nördlich von Hongkong. Foxconn-Chef Terry Gou hatte sich anlässlich der Eröffnung gerühmt, das Werk sei in der „Weltrekord“-Zeit von nur 76 Tagen errichtet worden. Dies könnte eine Ursache der Probleme sein: Die Anlagen, in denen gegenwärtig rund 100.000 Menschen arbeiten, sind noch immer Baustelle und Produktionsstätte zugleich.

Im persönlichen Gespräch mit der Deutschen Welle in Chengdu klagten Foxconn-Beschäftigte unlängst über die schlechten Arbeitsbedingungen. „Die Produktionshallen sind sehr dreckig“, sagte ein 25jähriger Arbeiter, der in der Qualitätskontrolle der iPads tätig war. Ein Besuch der Fabrik bestätigt diesen Eindruck: Die Straßen zwischen den Hallen, in denen die Produktion bereits läuft, sind teilweise noch nicht asphaltiert, sondern Schlammpisten. An vielen Stellen liegen Stahlträger und anderes Baumaterial herum, weil weitere Hallen hochgezogen werden.

Dass aus diesem Nebeneinander von Bau und Produktion Sicherheitsprobleme resultieren können, betont die Organisation Sacom (Studenten und Professoren gegen das Fehlverhalten von Unternehmen). Auf die schlechte Lüftung und die hohe Staubbelastung in dem Teil der Fabrik, in dem nun offenbar die Explosion stattgefunden hat, wiesen die Kritiker bereits vor Monaten hin.

„Die Kantinen sind zu klein und überfüllt“, berichteten Arbeiter gegenüber der DW außerdem. Der Ausbau der Sozialinfrastruktur hält mit dem Wachstum der Fabrik offenbar nicht Schritt. Die Zimmer in den Wohnheimen außerhalb der Fabrik seien mit jeweils acht Personen belegt, sagen Beschäftigte.

Foxconn-Manager Louis Woo räumte im Gespräch mit der Deutschen Welle auch ein, dass das Unternehmen gegen die Überstunden-Regelung des chinesischen Arbeitsgesetzes verstoße. Während darin die Zahl der monatlichen Überstunden auf 36 begrenzt ist, leisten Foxconn-Arbeiter bis zu 80 oder mehr pro Monat. Woo führt dies auf die große Nachfrage nach Foxconn-Produkten zurück. Um die hohe Zahl der Überstunden zu reduzieren, „bauen wir mehr Fabriken, errichten in Zusammenarbeit mit lokalen Behörden mehr Infrastruktur und stellen mehr Leute ein“.

Die Arbeitsbedingungen bei Foxconn in Chengdu sind vergleichbar mit der Situation in Europa vor 90 Jahren. In den Fabriken herrscht oft harte, fast militärische Disziplin. Die Beschäftigten dürfen sich kaum miteinder unterhalten. Die Löhne reichen knapp für´s Leben, ermöglichen aber nicht die Gründung einer eigenen Familie. Mit 12 Stunden pro Tag sind die Arbeitszeiten lang und lassen wenig Platz für Freizeit und Kultur. Der Widerspruch zwischen dem eigenen kärglichen Dasein und dem umgebenden Reichtum des 21. Jahrhunderts erzeugt bei vielen Beschäftigten Enttäuschung.