E-Mails, die arm machen

Finanztest warnt vor den hohen Kosten der Datenübertragung per Handy im Urlaub. Liste mit günstigen Tarifen

Die Handy-Rechnung nach der China-Reise war erstaunlich. 650 Euro verlangte die Firma O2-Telefonica für das Herunterladen einiger E-Mails per Mobiltelefon im Reich der Mitte. Der deutsche Kunde legte Widerspruch ein – mit mäßigem Erfolg. Auf Basis von Kulanz erließ der Mobilfunk-Konzern 100 Euro. Mehr war nicht zu machen.

„Außerhalb Europas haben Mobilfunk-Kunden nur einen sehr geringen Schutz“, sagt Christian Gollner von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Selbst Rechtsanwälte sind in vielen Fällen machtlos. Denn Obergrenzen für Preise und Kosten wie innerhalb der EU gibt es bei Reisen nach China, in die Schweiz, die Türkei oder die USA nicht. Besonders Besitzer von so genannten Smartphones, die Daten teilweise automatisch aus dem Internet herunterladen, riskieren teils extreme Mobilfunk-Rechnungen.

Wie man sich trotzdem einigermaßen schützen kann, zeigt nun ein neuer Report der Zeitschrift Finanztest. Die Verbraucherschützer haben eine Liste mit Firmen und Tarifen zusammengestellt (siehe Kasten). Viele Mobilfunk-Unternehmen bieten mittlerweile Gebühren-Pakete an, mit denen sich auch außerhalb der EU die Kosten des Datentransfers zumindest begrenzen lassen. Dabei schwanken die Preise pro Megabite Datenübertragung auf´s Handy zwischen 2,49 Euro und 25,80 Euro.

Aber es gibt weitere Möglichkeiten. Thomas Grund von Finanztest erklärt, dass die Kunden die Datenübertragung ihrer Smartphones selbst ausschalten können. Das beugt unerwarteten Kosten vor. Auf Bitten der Abonnenten blockieren manche Netzbetreiber die Datenübertragung auch zentral auf ihren Computern.

Innerhalb der EU genießen die Verbraucher dagegen einen besseren Schutz. So reisst der Datenstrom automatisch ab, wenn Kosten von 59,50 Euro aufgelaufen sind. Zu dieser Begrenzung hat die EU die Mobilfunk-Firmen gezwungen. Auch die Preise für Telefonate aus einem EU-Urlaubsland nach Hause sind inzwischen limitiert. Eine Minute darf ab 1. Juli nicht teurer als 41 Cent sein. Außerdem existieren vielfältige Tarifoptionen, mit denen die Konsumenten die Rechnungen drosseln können.

Gleichwohl erwirtschaften die Netzbetreiber erstaunliche Handelsspannen und Gewinne. Wie Finanztest-Mitarbeiter Grund erläutert, hat die EU den Preis der Datenübertragung zwischen Mobilfunkfirmen auf 50 Cent pro Megabite begrenzt. Den Kunden aber stellen die Unternehmen laut Finanztest bis zu 19,80 Euro in Rechnung (etwa: WinSim/O2). Die Handelsspanne beträgt rund 4.000 Prozent. Schöne Gewinne sind möglich. „Solche Zahlen kommentieren wir nicht“, sagte eine O2-Sprecherin.

Info-Kasten

Handy-Tarife im Urlaub

Finanztest hat 36 Mobilfunk-Anbieter getestet. Die Spanne für die Übertragung eines Megabites Daten innerhalb der EU liegt dabei zwischen 48 Cent und 19,80 Euro. Die Preise für Gespräche und SMS sind dagegen viel einheitlicher. Hier hat die EU bereits regulierend eingegriffen.

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