Streit über Mineralwassertest von Öko-Test
Es klingt brisant: Abbauprodukte von Pestiziden stecken in vielen Mineralwässern. So lautet das Ergebnis der jüngsten Untersuchung von Öko-Test. Fast jedes dritte Mineralwasser sei mit den Stoffen belastet. Von Reinheit könne nicht die Rede sein. Einige der beliebten Durstlöscher dürften den Titel „natürliches Mineralwasser“ gar nicht tragen, sagen die Frankfurter Verbraucherschützer. Die Hersteller von Mineralwässern weisen diese Einschätzung aufs Schärfste zurück. Öko-Test stelle seine Ergebnisse missverständlich dar und bausche sie auf.
105 stille Mineralwässer hat Öko-Test ins Labor geschickt. Die Prüfer wollten wissen, wie es um die Reinheit der beliebten Durstlöscher bestellt ist. Untersucht haben sie, ob Abbauprodukte von Pestiziden in den Flaschen stecken. Außerdem stand die mikrobiologische Qualität auf dem Plan. In 31 der geprüften Marken fanden die Tester Pestizidabbauprodukte. In 17 steckten sogar „so hohen Mengen, dass sie gar nicht mehr als natürliches Mineralwasser verkauft werden dürften“, urteilt Öko-Test. Belastet waren unter anderem beliebte Produkte wie das Aqua Culinaris Still Feinquell von Aldi Süd, das Rewe Aquamia Vitale Still, das Christinen Carat Still und das Nestlé Pure Life Still.
Pestizidabbauprodukte sind Stoffe, die aus Pflanzenschutzmitteln entstehen, wenn diese vom Feld in den Erdboden sickern. Dann zerfallen die großen Moleküle in kleinere. Für Pestizide gilt laut Gesetz ein Orientierungswert: 0,05 Mikrogramm pro Liter dürfen von dem Gift im Mineralwasser stecken. Genau diesen Wert zieht Öko-Test für seine Untersuchung heran. Der Knackpunkt: Pestizide sind nicht gleich Pestizidabbauprodukte. Und nicht jedes Pestizidabbauprodukt ist giftig.
Die Wasserproduzenten sehen sich jetzt zu Unrecht an den Pranger gestellt. „Öko-Test wendet Grenzwerte an, die für andere Stoffe gelten“, lautet die Kritik von Arno Dopychai, Sprecher des Verbands Deutscher Mineralbrunnen. Man müsse unterscheiden zwischen Pestiziden, nichtgiftigen und giftigen Pestizidabbauprodukten. Ausschließlich die nichtgiftigen Stoffe habe Öko-Test gefunden.
Tatsächlich hat Öko-Test ausschließlich die ungiftigen Stoffe in den Wasserflaschen entdeckt. Rein, so das Argument, seien die Wässer damit nicht mehr. „Das sind Fremdstoffe, die im Mineralwasser nicht enthalten sein dürfen“, sagt Öko-Test-Redakteurin Birgit Hinsch. „Der Orientierungswert bezieht sich zwar auf Pestizide. Nach Auffassung der Überwachungsbehörden zählen auch Abbauprodukte von Pestiziden mit dazu – egal, ob sie giftig sind oder nicht“, so Hinsch.
Unterstützung bekommt Öko-Test vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Stuttgart. „Pestizidabbauprodukte bewerten wir wie Pestizide“, sagt Amtsleiterin Maria Roth. Laut Gesetz müsse Mineralwasser ,ursprünglich rein’ sein. Die ursprüngliche Reinheit sei nicht mehr gegeben, wenn das Mineralwasser Verunreinigungen enthalte. „Für einen Brunnenbetreiber kann es die Entziehung der amtlichen Anerkennung bedeuten, wenn wir Werte nachweisen, die deutlich über dem Orientierungswert von 0,05 Mikrogramm pro Liter an Pestiziden oder Pestizidabbauprodukten liegen“, fügt Roth hinzu. Und so sieht es aus, als hätten einige der natürlichen Mineralwässer im Test ihren Titel tatsächlich nicht verdient. Giftig sind sie aber nicht.