Drei Viertel sind online

Studie: Geringverdiener, Ältere und Menschen mit einfacher Bildung seltener im Netz

Das Internet wird für immer mehr Menschen selbstverständlich. Knapp drei Viertel der Deutschen sind inzwischen online. Das entspricht fast 53 Millionen Internetsurfern. Mittlerweile entdecken auch die Ostdeutschen die Vorzüge des weltweiten Netzes. Einige Gruppen bleiben aber außen vor: Über 70-Jährige und Haushalte mit geringem Einkommen sind im Netz kaum vertreten. Das geht aus dem neuen „(N)Onliner Atlas“ hervor, den die Initiative D21 am Donnerstag vorgestellt hat.

Rund 30.000 Menschen über 14 Jahren hat TNS Infratest für die repräsentative Studie befragt. Zum elften Mal wollte man wissen, wie es um die Internetnutzung im Land bestellt ist. Der typische Onliner ist demnach männlich, 42 Jahre alt, berufstätig und verfügt über ein Nettoeinkommen von 2.380 Euro im Monat. Der typische Offliner ist weiblich, 67 Jahre alt, nicht (mehr) berufstätig und verfügt über monatlich 1.560 Euro.

Je höher das Nettoeinkommen, desto höher die Internetnutzung, lautet seit Jahren die Regel. Aktuell nutzen etwas mehr als die Hälfte der Haushalte mit einem Nettoeinkommen von unter 1.000 Euro monatlich das Internet. Bei Haushalten, die über 3.000 Euro verfügen, sind es rund 92 Prozent.

Neben dem Einkommen spielt auch das Alter eine Rolle bei der Internetnutzung. Mit deutlichem Abstand am wenigsten internetaffin zeigen sich die über 70-Jährigen. Noch immer, so die Autoren, sind noch nicht einmal ein Viertel von ihnen online. Unter den jungen Menschen findet sich hingegen kaum noch jemand ohne Internetzugang. 97 Prozent der 14- bis 29-Jährigen surfen in der digitalen Welt.

Nicht nur zwischen Alt und Jung, sondern auch zwischen Ost und West klafft eine Lücke. Immer noch nutzen weniger Menschen im Osten des Landes das Internet als im Westen. „Es zieht sich nach wie vor ein Graben durch die Bundesländer“, sagte Robert Wieland, der Geschäftsführer von TNS Infratest. Erfreulich ist, so Wieland, dass sich die  Kluft allmählich schließt.

Im Ranking der Bundesländer hat Bremen – wie auch im Vorjahr – mit 80,2 Prozent Internetnutzern die Nase vorn. Auch wenn die Hansestadt in diesem Jahr keinen Zuwachs an Usern erzielen konnte. Platz zwei und drei belegen Berlin (79,3 Prozent) und Baden-Württemberg (78 Prozent). Auf dem letzten Platz landet Sachsen-Anhalt (64,2 Prozent) – nach dem Saarland (66,9 Prozent). „Besonders Thüringen, Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern haben sich mächtig ins Zeug gelegt“, urteilt TNS Infratest-Chef Wieland. Überdurchschnittliche Zuwachsraten von rund fünf bis sechs Prozentpunkten konnten die drei Flächenländer erzielen. 

Ebenso auf die Bildung der Nutzer haben die Forscher einen Blick geworfen. Ihr Fazit: Die Schere zwischen Menschen mit unterschiedlich hohem Bildungsgrad schließt sich. Zum vierten Mal in Folge verzeichnen die Wissenschaftler einen überdurchschnittlichen Nutzerzuwachs bei den gering Qualifizierten. Inzwischen sind rund 60 Prozent der Befragten mit Hauptschul- oder Volksschulabschluss online. Von den Befragten mit Abitur oder Studium sind es allerdings rund 90 Prozent.

Blickpunkt Sachsen:
Neben Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern punktet auch Sachsen im aktuellen „(N)Onliner Atlas“. Zwar belegt das Land im Bundesländer-Ranking wie auch im Vorjahr den 12. Platz. Vergleichsweise viele Sachsen haben sich 2011 jedoch dazu entschlossen, das Internet zu nutzen. Inzwischen sind 70,5 Prozent der Einwohner online. 2010 waren es noch 65,8 Prozent. Das Wachstum geht weiter: In den kommenden zwölf Monaten wollen sich drei Prozent der Bürger erstmals ins Netz begeben.