Ja, denn die wichtigsten Nationen haben kein Gegenmittel

Wachsen den Industrieländern die Schulden über die Köpfe? Pro & Contra

Die Staatsschulden sind in vielen Ländern in den letzten Jahrzehnten stark angestiegen. Das kann auf Dauer nicht gutgehen.

Japan konnte sich als starke Wirtschaftsmacht eine hohe Verschuldung lange leisten. Doch das wird nicht so bleiben. Japan überaltert in den nächsten Jahrzehnten rasant. Einerseits werden die in heimischen Staatsanleihen angelegten Gelder von der Rentnergeneration als Teil der Altersversorgung beansprucht. Andererseits ist nicht erkennbar, wie Japan seine wirtschaftliche Stellung halten kann, wenn es immer weniger junge und innovative Arbeitskräfte gibt. Wenn Japan dann höhere Zinsen für Kredite bezahlen muss, kann es schnell eng werden.

Die USA schieben einen gewaltigen Schuldenberg vor sich her. Nicht einmal in Ansätzen ist erkennbar, wo gespart oder wo ein neuerlicher Wachstumsschub erzeugt wird. Zudem verliert der US-Dollar allmählich seine Funktion als Weltleitwährung. Ohne die massive Stützung durch China, das auf einem Riesenberg von Dollar sitzt, wäre Amerika von einem drastischen Verfall der Währung bedroht, mit der Folge, dass kaum mehr jemand etwas in US-Staatsanleihen investieren würde oder hohe Zinsen dafür fällig wären.

Noch ist Deutschland mit Blick auf die öffentliche Verschuldung ein Fels in der Brandung, obwohl der Schuldenstand mehr als sechs Mal so hoch ist wie der Griechenlands. Doch auch dies kann sich schnell ändern. Dann faktisch haftet Deutschland längst für die Schulden anderer Euroländer mit. Und ein Ende der Krise in Südeuropa ist noch nicht absehbar. Wenn mit Italien oder Spanien weitere Staaten im Schuldensumpf versinken sollten, wäre auch Deutschland über kurz oder lang angeschlagen.

Die Staaten müssen ihr Schuldenproblem in den Griff bekommen, sonst kann daraus ein Flächenbrand werden, den selbst gute Wirtschaftsdaten nicht eindämmen. Die Euro-Länder stecken in der Gemeinschaftsfalle, aus der sie sich nur zusammen befreien können. Das bedeutet einerseits einen starken Sparkurs, andererseits die Mobilisierung neuer Wachstumskräfte. Da beides zusammen nur schwer erreichbar ist, bleibt Europa noch länger ein Sorgenfall. Das Beispiel Italien belegt dies. Bei einem schwachen Wachstum und gleichzeitig hohen Schuldenstand geht das Anlegervertrauen verloren.