Am Donnerstag wollen die Euro-Regierungen eine langfristige Lösung für Griechenland finden
An diesem Donnerstag treffen sich die 17 Regierungschefs der Euro-Zone zum Krisengipfel. Am Ende des Tages soll ein langfristig wirksames Rettungspaket für Griechenland stehen. „Das ist Neuland“, verteidigte Angela Merkels Sprecher Steffen Seibert die immer wieder neuen Versuche, eine unkontrollierte Reaktion der Finanzwelt auf eine drohende Pleite der Hellenen zu verhindern. Die Kanzlerin rechne mit einer Lösung in dieser Woche. Der Druck auf die Regierung steigt. Immer mehr Experten fordern einen Schuldenschnitt für Griechenland. Anders sei das Problem nicht lösbar. In diese Gruppe gehören Mitglieder des Sachverständigenrats der Bundesregierung ebenso wie Der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI). Merkel lehnte einen Teilerlass bisher ab. Sie fürchtet ein Ende der eigenen Bemühungen krisengeschüttelter Länder, wenn sie auf einen Schuldenschnitt hoffen können. Auch die Bundesbank ist dagegen.
Worauf laufen die Diskussionen der Euro-Experten also hinaus? Verschiedene Modelle werden derzeit diskutiert. Eines haben sie gemeinsam: Jedes birgt auch Risiken für die europäischen Steuerzahler.
Griechenland kauft seine Anleihen selbst zurück:
Das Land erhält Geld vom Euro-Rettungsfonds EFSF. Damit erwerben die Griechen an der Börse oder direkt von seinen Gläubigern früher herausgegebene Staatsanleihen. Da die Lage so prekär ist, werden diese Papiere gerade einmal mit der Hälfte ihres Nennwertes gehandelt. Praktisch könnte Athen also für 500 Euro Anleihen im Nennwert von 1000 Euro kaufen und seine Schuldenlast bei diesen Titeln halbieren. Vorteile bringt dieser Weg, weil die privaten Gläubiger, die ihre Anleihen zu niedrigen Preis abgeben, damit an den Kosten der Umschuldung beteiligt werden. Doch dieser Weg hat einen Haken. Die Hellenen bräuchten zusätzliche Mittel aus dem EFSF.
Der Rettungsfonds kauft griechische Anleihen:
Auch die Euro-Retter könnten aus Käufer der griechischen Schuldpapiere auftreten und die Anleihen zum derzeit niedrigen Preis am Markt erwerben. Damit sinkt die Schuldenlast Griechenlands, ohne dass die Rating-Agenturen das Vorgehen als Zahlungsausfall bewerten würden. Denn dies hätte nach Meinung vieler Experten kaum kalkulierbare Folgen für das Weltfinanzsystem. Das Risiko dieser Lösung besteht in einer faktischen Pleite Griechenlands. Dann bliebe der EFSF und am Ende die Gemeinschaft der Steuerzahler auf den Ausfällen sitzen.
Die so genannte deutsche Lösung:
Die privaten Investoren lassen sich dabei freiwillig auf längere Laufzeiten der griechischen Anleihen ein und beteiligen sich so an den Kosten der Rettung. Die Idee hat den Nachteil, dass die Ratingagenturen dies als Zahlungsausfall werten könnten.
Schuldenschnitt mit Bonitätsanreiz:
Ein Schuldenschnitt wäre ebenfalls denkbar. Dabei tauscht der Rettungsschirm griechische Staatsanleihen zum niedrigen Marktpreis gegen eigene Anleihen zu eben diesem Preis aus. Da der Rettungsschirm von allen Euroländern getragen wird, ist seine Bonität viel besser. Die Gläubiger erhalten also für schlechte Papiere gute Wertanlagen. Das soll ihnen die Verluste schmackhaft machen. Dieses Modell schlagen die Wirtschaftsweisen aus Deutschland vor. Die Frage ist, ob die Banken und Versicherungen freiwillig mitmachen würden. Das Risiko verlagert sich bei diesem Vorschlag auf jeden Fall auf alle Euroländer.
Die Bankenabgabe:
Inoffiziell wurde auch eine Bankenabgabe ins Gespräch gebracht. Damit würden die Banken an den Krisenkosten beteiligt. Die Idee hat einen Nachteil. Es werden auch Institute betroffen, die gar kein Geschäft mit Griechenland getätigt haben. Die SPD hat einen eigenen Vorschlag. Sie will eine europaweite Finanztransaktionssteuer für Börsengeschäfte einführen und damit die wirtschaftliche Wiederbelebung Griechenlands finanzieren.
Worum geht es noch?
Am Donnerstag wollen die Regierungschefs sich auf ein neuerliches Rettungspaket einigen.Es wird 120 Milliarden Euro umfassen. Damit müssen sich die Griechen auf absehbare Zeit nicht mehr um die Finanzmärkte kümmern. Außerdem mehren sich die Stimmen für weitere EU-Hilfen, die der Wirtschaft des Landes auf die Beine helfen soll. Sowohl der BDI als auch die SPD sehen die Notwendigkeit einer Wiederaufbauhilfe für Griechenland, wie nach dem Krieg für Deutschland.