Unicef & Co bemühen sich um mehr Transparenz
Die Bilder der hungernden Menschen in Ostafrika berühren Leser und TV-Zuschauer. Das löst vielfach den Wunsch zu helfen aus. Die Medien wissen das und liefern entsprechende Hinweise auf die Konten von Hilfsorganisationen gleich mit. Das hat Erfolg, wie das Bündnis der Hilfsorganisationen „Aktion Deutschland hilft“ feststellt. „Vier Wochen nach dem Aufruf haben wir 10,1 Millionen Euro verbucht“, sagt eine Sprecherin des Bündnisses. Das ist weniger als bei den großen Naturkatastrophen der letzten Jahre in Pakistan und Haiti, aber immer noch ungewöhnlich viel.
Die Freude am Geben hat nach einem Einbruch 2009 wieder deutlich zugenommen. Der Deutsche Spendenrat meldet für 2010 ein Plus von neun Prozent auf 2,3 Milliarden Euro. Jeder Fünfte überwies etwas an eine caritative Einrichtung, im Durchschnitt 28 Euro. Für die Steigerung sorgte vor allem das Mitgefühl mit den Betroffenen des Erdbebens in Haiti. Wie immer nach großen Katastrophen steigen die Einnahmen des Roten Kreuzes, der Welthungerhilfe, von Care und vielen anderen Helfern stark an. Allein in Deutschland kamen für die Erdbebenopfer 230 Millionen Euro zusammen.
Dabei wissen viele Spender nicht, ob ihr Geld auch wirklich dort ankommt, wo es benötigt wird. Inbesondere der Skandal um die deutsche Sektion des Kinderhilfswerks Unicef 2008 hat die Branche in Zweifel gezogen. Teure Beratungsleistungen und hohe Provisionen für Spendensammler zehrten einen zu großen Teil der Einnahmen auf. Den Vertrauensverlust bekamen auch andere Einrichtungen zu spüren. Gutes tun ist es für die Geber, harter Wettbewerb für die Nehmer des Geldes. 620.000 Vereine und 15.000 Stiftungen sowie dutzende große Hilfsorganisationen stehen im Wettbewerb um freigiebige Bürger. Mit Werbebriefen oder Reklamespots wollen sie Aufmerksamkeit für ihr Anliegen erreichen.
Kommt es zu Katastrophen wie jetzt am Horn von Afrika, sammeln ebenfalls konkurrierende Bündnisse Spendengelder ein. Neben der Aktion Deutschland hilft, der Beispielsweise die Johanniter oder der Arbeitersamariterbund angehören, rufen das etwa von der Welthungerhilfe unterstützte Bündnis „Entwicklung hilft“ und das auch vom Roten Kreuz mitbetriebene „Aktionsbündnis Katastrophenhilfe“ zu Spenden auf. Es gab den Vorwurf, dass die Helfer erst eingreifen, wenn die bestürzenden Bilder abgemagerter Kinder die Nachrichten erobern. Das weist die Aktionssprecherin zurück. „Wir haben schon lange gerufen, dass etwas passieren muss“, sagt sie und verweist auf die politischen Schwierigkeiten im bürgerkriegserschütterten Somalia. Immerhin kommt das Spendengeld nach ihrer Kenntnis auch in Form von Lebensmitteln bei den Hungernden an. Alle internationalen Hilfsorganisationen haben sich für die Transporte zu großen Konvois zusammengeschlossen, die besser gegen Überfälle von Milizen geschützt werden können. Bislang wurde noch kein LKW geplündert.
Aus dem Vertrauensverlust durch schwarze Schafe und einer oft geringen Neigung zu konkreten Auskünften über die Mittelverwendung haben die Hilfsorganisationen offenkundig gelernt. Dazu hat ausgerechnet die internationale Unternehmensberatung PwC beigetragen. Seit 2005 vergibt das Unternehmen einen Transparenzpreis für Spendenorganisationen. „Es ist alles sehr viel professioneller geworden“, beobachtet PwC-Sprecher Oliver Heieck. Früher hätte nur ein Teil der Hilfsorganisationen Berichte im Internet veröffentlicht, heute täten dies alle. Informationen über die Vergütung der Helfer fehlten anfangs völlig. Momentan gibt jede zweite Einrichtung diese Interna preis. Oft wussten die Spender nicht, wer hinter der Organisation steckt. Auch diese Informationen wird heute geboten. Im letzten Jahr errang die zuvor gescholtene Unicef den ersten Preis. Es hat sich also etwas geändert bei der Kinderhilfe.
Inzwischen gibt es auch mehrere gute Informationsquellen für potenzielle Spender. Neben dem Report der PwC, der im Internet abrufbar ist, hilft vor allem das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI). Das DZI vergibt ein Spendensiegel und informiert über die Arbeit und Seriosität der Organisationen. Nähere Angaben erhalten Interessenten unter der Webadresse www.dzi.de . Unter anderem hält das Institut derzeit eine Liste der seriösen Helfer in Ostafrika bereit.