Kommentar zu den Börsenturbulenzen von Hannes Koch
Die Turbulenzen an den Börsen haben uns auf dem falschen Fuß erwischt. Selbst professionelle Börsenhändler fragen sich mitunter hilflos, warum die Kurse schon wieder abstürzen. Es herrscht Angst, dass die Finanzspekulation die positive Wirtschaftsentwicklung des vergangenen Jahres in eine Rezession verkehrt.
Die Börsen bestimmen unser Leben – nicht völlig, aber zu einem gewissen Teil. Wir alle als Bürger können zusammen mit den gewählten Politikern jedoch beeinflussen, wie groß dieser Teil sein darf. Seit dem Beginn der Finanzkrise 2007 ist schon einiges zur Regulierung der Finanzmärkte geschehen – aber noch nicht genug. Entweder können sich die Regierungen nicht einigen oder Regelungsversuche scheitern an der zähen Gegenwehr der Bankenlobby.
Um das Spekulationstempo an den Finanzmärkten zu reduzieren, müsste man die Finanzinstitute zwingen, viel mehr Eigenkapital als Sicherheit in Reserve zu halten. Die Finanztransaktionssteuer würde die Gewinne aus dem Hochgeschwindigkeitshandel teilweise sozialisieren und die rasanten Geschäfte damit uninteressant machen. Außerdem sollten die Regierungen die Investoren verpflichten, ihre Transaktionen grundsätzlich an kontrollierten Börsen durchzuführen. Nur dann weiß die Gesellschaft, welche Geschäfte stattfinden und kann entsprechend reagieren. Allerdings: Auswege und neue Methoden, um die Gesetze zu umgehen, finden die Märkte immer. Der Mensch, auch der börsengetriebene, ist so erfinderisch, dass die Politik notwendigerweise zu spät kommt.
Ein wichtiger Punkt wird jedoch oft vergessen. Bürger und Politiker liefern einen guten Teil des Geldes, mit dem die Anleger spekulieren. Nicht nur in den USA und Großbritannien, auch in Deutschland fließen Milliarden in die private, kapitalmarktgestützte Formen der Altersvorsorge. Das bedeutet nichts anderes, als dass unsere Renten von den global tätigen Pensionsfonds benutzt werden, um gegen den Euro oder bestimmte Unternehmen zu spekulieren. Dieses Füllhorn sollten wir verstopfen und uns rückbesinnen auf die gesetzliche Sozialversicherung, die mit Finanzspekulation nichts am Hut hat.