Die bevorstehende Entwertung der griechischen Staatsanleihen kostet die Bundesbürger nicht viel
Wenn Griechenland die Hälfte seiner Schulden erlassen bekommt, kann das auch Auswirkungen auf die finanzielle Lage der Bundesbürger haben. Weil Hellas jedoch ein kleiner Staat ist, sind auch die Folgen zunächst überschaubar. Welche Wirkung könnte der teilweise Schuldenerlass im Mittelmeerland für uns mit sich bringen?
Potenziell betroffen sind beispielsweise die deutschen Versicherungsunternehmen. Nach Information des Branchenverbandes GDV haben die Firmen „deutlich unter 0,3 Prozent“ ihrer Vermögen in griechischen Werten angelegt. Darunter sind auch Staatsanleihen Athens. Würden diese um die Hälfte abgewertet, könnten die Versicherungsunternehmen einen Verlust von größenordnungsmäßig einer Milliarde Euro erleiden. Angesichts eines angelegten Gesamtkapitals von 1.400 Milliarden Euro spielt diese Abschreibung aber keine große Rolle.
Deshalb muss sich keine großen Sorgen machen, wer eine Lebensversicherung abgeschlossen hat. Die Verzinsung würde „kaum“ sinken, sagt der Verband. Griechenland-Verluste machen sich allenfalls im Bereich hinter dem Komma bemerkbar. Gegenwärtig beträgt die durchschnittliche Rendite eines Lebensversicherungsvertrages knapp fünf Prozent.
Grundsätzlich hängt die Verzinsung von Lebensversicherungen, mit denen sich viele Bundesbürger für ihr Alter absichern, auch vom Verlauf der Finanzkrise ab. So sinkt zum kommenden Jahresbeginn die durch Verordnung festgelegte Garantieverzinsung neuer Lebensversicherungen von 2,25 auf 1,75 Prozent jährlich. Weil die Leitzinsen krisenbedingt überall mickrig sind, fällt die Rendite geringer aus.
Auf den Bundeshaushalt und damit die Steuerzahler könnten ebenfalls gewisse Kosten zukommen. Sollte der Wert griechischer Staatsanleihen halbiert werden, müsste auch die Europäische Zentralbank einen Teil dieser Papiere abschreiben. Dieser Verlust führt möglicherweise dazu, dass die Bundesbank als Teil des Eurosystems zusätzliches Kapital an die EZB überweist. Der Bundesbankgewinn sinkt, Löcher im Bundeshaushalt werden größer, der Druck auf Steuererhöhungen steigt. Bei der EZB heißt es dazu allerdings, dass vom Schuldenschnitt nur Anleihen im Besitz privater Investoren betroffen seien.
Ein ähnlicher Mechnismus wirkt, wenn der Wert griechischer Anleihen sinkt, die in den so genannten Bad Banks liegen. Zwei staatliche Abwicklungsanstalten in Frankfurt/Main verwalten Schrottpapiere der Pleitebanken HRE und West LB, unter anderem griechische Papiere im Nominalwert von 7,2 Milliarden Euro. Sinkt durch den Schuldenschnitt der Erlös aus dem Verkauf dieser Papiere, macht sich das in einigen Jahren als Mindereinnahme für den Bundeshaushalt bemerkbar.
Die öffentliche KfW-Bankengruppe, die Griechenland im Auftrag der Regierung bisher Darlehen von 13,5 Milliarden Euro gegeben hat, erwartet dagegen keinen Verlust. Kredite an die Regierung in Athen seien keine Forderungen, die im Zuge eines Schuldenschnitts halbiert würden, heißt es.
Wie dem auch sei: Je nach Modell der Umschuldung können die Kosten steigen. Und wenn weitere Länder wie Italien in den Strudel geraten, geht es ohnehin um größere Summen.