Baustelle Riester-Rente

Auch zehn Jahre nach Einführung der Riester-Rente hält sich die Begeisterung dafür in Grenzen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zieht in einer aktuellen Untersuchung eine enttäuschende Bilanz: „Riester-Sparer erzielen in vielen Fällen

Auch zehn Jahre nach Einführung der Riester-Rente hält sich die Begeisterung dafür in Grenzen. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) zieht in einer aktuellen Untersuchung eine enttäuschende Bilanz: „Riester-Sparer erzielen in vielen Fällen nur so viel Rendite, als hätten sie ihr Kapital im Sparstrumpf gesammelt“, sagt Expertin Kornelia Hagen. Nur gut verdienenden Eltern empfehlen die Forscher die Privatrenten und fordern eine Reform des Riester-Renten-Systems.

„Unrentabel und intransparent“ lautet Hagens Urteil zur Förderrente. Eine 35-Jährige Frau, müsse mindestens 77 Jahre alt werden, um allein das herauszubekommen, was sie selbst eingezahlt und was sie an Zulagen vom Staat erhalten habe. „Möchte diese Frau auch einen Inflationsausgleich und höhere Zinsen erwirtschaften, müsste sie sogar ihren 109. Geburtstag erleben“, sagt sie.

Im Laufe der Zeit ist „riestern“ für Verbraucher immer unattraktiver geworden. Der Garantiezins auf die Produkte ist um fast ein Drittel gesunken: von 3,25 auf 2,25 Prozent. Auch den Versicherungsunternehmen unterstellt man eine Mitschuld an der inzwischen mickrigen Rendite. „Der viel bedeutendere Faktor innerhalb der Riesterkonstruktion ist, dass die Lebensversicherer ihre Produkte mit sehr hohen Lebenserwartungen kalkulierten“, erläutert Hagen. Es gebe schlichtweg keine gesetzliche Vorgabe, an die sich die Unternehmen halten müssen. Oft werde nicht offengelegt, mit welcher der vielen existierenden Sterbetafeln das Unternehmen rechne. Ein Beispiel-Sparer mit monatlich 100 Euro Spar-Prämie konnte beim Vertragsabschluss 2001 noch auf eine garantierte Rente von 329 Euro hoffen. Derselbe Vertrag 2011 abgeschlossen, bringt nur noch 187 Euro ein.

„Die garantierten Renten sind so niedrig, dass man sie nur gut verdienenden Eltern empfehlen kann“, sagt DIW-Vorstandsvorsitzender Gert Wagner. „Denn Eltern bekommen für die Vorsorge staatliche Zuschüsse.“ Für Geringverdiener lohne sich die Riester-Vorsorge in zweierlei Hinsicht nicht: wegen der geringeren Lebenserwartung, und weil viele später ohnehin auf Grundsicherung angewiesen seien, die um den Betrag der angesparten Riester-Rente gekürzt werde.

Verbraucherschützer warnen indes davor, bereits bestehende Riester-Verträge zu kündigen. „Wer eine zusätzliche Altersvorsorge möchte mit regelmäßigen monatlichen Zahlungen, für den ist eine Riester-Rente immer noch das Beste“, sagte Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Zeitschrift Finanztest der Tageszeitung taz. Auch das DIW rät von einer vorschnellen Kündigung ab: „Das kostet jede Menge Geld“, sagt Vorstandschef Wagner.

Angesichts der Mängel bei der Förderrente fordert das DIW nun grundlegende Reformen. Die Riester-Rente müsse transparenter und die Vergleichbarkeit der Produkte verbessert werden. Zudem müssten die Kosten, die bei einem Wechsel des Anbieters anfallen, wegfallen. Wünschenswert sei zudem eine qualitätsorientierte Zertifizierung der Produkte.