Die Alternative ist dreckig

Kommentar zur Solarförderung von Hannes Koch

Teuer ist sie, die Solarförderung. Aber die Frage lautet: Ist sie ungerechtfertigt kostspielig? Darüber verhandelte am Donnerstag Umweltminister Röttgen mit der Solarindustrie. Das Ergebnis dieser und weiterer Gespräche ist absehbar: Abermals sinkt die Einspeisevergütung für Sonnenstrom. Das ist wahrscheinlich nicht falsch, weil die Anlagen ebenfalls deutlich billiger werden. Wer aber die Energiewende befürwortet, muss aufpassen, dass man der Sonnenenergie nicht die finanzielle Grundlage entzieht.

Der Verdacht liegt nahe, dass manche Kritiker der Solarförderung genau das wünschen. FDP-Wirtschaftsminister Philipp Rösler beispielsweise plädierte unlängst dafür, das jährliche Produktionswachstum stark zu begrenzen. Wenn nur Photovoltaikmodule mit einer Leistung von 1.000 Megawatt pro Jahr neu errichtet würden, wie Rösler vorschlug, bliebe Solarstrom eine ökonomische Nische.

Was wäre die Alternative? Auch die hat Rösler formuliert: Dann bräuchten wir mehr Kraftwerke, die mit fossilen Energieträgern laufen, etwa Stein- und Braunkohle. Der Wirtschaftsminister plädiert hier für das wirtschaftliche Modell der alten Energiekonzerne. RWE, E.ON und Vattenfall machen massive Lobbyarbeit, um die Energiewende möglichst zu bremsen. Geht weniger Ökoenergie ans Netz, dürfen sich die Unternehmen Hoffnung machen, zusätzliche Kohle- und Gaskraftwerke zu bauen. Andersherum nimmt ihr Marktanteil desto schneller ab, je mehr Wind-, Solar- und Biogasanlagen Strom produzieren.

Hinter dem Streit um die Kosten der Sonnenenergie verbirgt sich so auch eine grundsätzliche Auseinandersetzung um die Energiewende. Darum, eine Energieversorgung ohne Erdöl, Kohle und Atom aufzubauen, müssen ihre Befürworter kämpfen. Ein Selbstläufer ist sie nicht. Und auch nicht kostenlos. Zehn Euro im Monat als Teil der Stromrechnung sollte sie uns wert sein.