Gesetzliche Krankenkassen kommen für unterschiedliche Leistungen auf. Der Wechsel zu einem anderen Anbieter sollte gut überlegt sein.
Für gesetzlich Krankenversicherte lohnt es sich, die Leistungen der Kassen zu vergleichen. Mehrere Hundert Euro im Jahr können sie beim Gesundheitsschutz sparen. Denn trotz Einheitsbeitrag von 15,5 Prozent fällt das Angebot der Unternehmen unterschiedlich aus. So sponsert manche Kasse die Zahnreinigung. Eine andere kommt für Reiseimpfungen auf oder gibt Geld zurück.
Im Idealfall liegt das Einsparpotential bei 1355 Euro im Jahr. So lautet das Fazit der Stiftung Warentest, die das Angebot von 87 der derzeit insgesamt 145 Krankenkassen untersucht hat. „Zwar sind über 90 Prozent der Leistungen gesetzlich festgelegt“, erläutert Holger Rohde, Wissenschaftlicher Leiter Versicherungen und Recht. „Über den Rest entscheidet die Krankenkasse.“
So übernehmen manche Versicherungen die Kosten für homöopathische Behandlungen. Drei von vier Kassen sind es im Test. Bei ihnen können sich Patienten von Ärzten, die eine Ausbildung in Homöopathie absolviert haben, kurieren lassen. In Baden-Württemberg bieten beispielsweise zehn von 69 Kassen diesen Service. In Hessen sind es zehn von 67. Und in Nordrhein-Westfalen zahlen 20 von 72 Anbietern den Gang zum Alternativmediziner.
Ähnliches gilt für Gesundheitskurse. Kassen belohnen es, wenn ihre Mitglieder fit sein wollen und gesund leben möchten. „Zwei Mal im Jahr können Versicherte in der Regel an einem kostenlosen oder extrem verbilligten Gesundheitskurs teilnehmen“, so Rohde. Sie können beispielsweise Yoga erlernen, ihren Rücken stärken oder sich das Rauchen abgewöhnen. Auch hier unterscheiden sich die Leistungen der Kassen erheblich.
Richtig ins Geld gehen manche Reiseimpfungen. Eine Immunisierung gegen Hepatitis A und B etwa kostet rund 230 Euro. „Für eine reisefreudige Familie kommen schnell mehrere hundert Euro im Jahr zusammen“, so Rohde. Die meisten Kassen zahlen inzwischen für Reiseimpfungen. Manche übernehmen darüber hinaus die Kosten für eine reisemedizinische Impfberatung, die sonst etwa 10 bis 20 Euro kostet.
Gesetzliche Krankenkassen bieten auch verschiedene Wahltarife an – zum Beispiel den Selbstbehalt. Hier verpflichten sich Versicherte, einen Teil der anfallenden Behandlungskosten selbst zu tragen. Als Gegenleistung erhalten sie eine Prämie von der Kasse. Versicherte gehen beim Abschluss von Selbstbehalttarifen ein finanzielles Risiko ein, warnt die Stiftung Warentest. Wer unvorhergesehen erkrankt und Behandlungen sowie Medikamente benötigt, zahle drauf. Und wer auf notwendige Behandlungen verzichtet, nur um Prämien zu erhalten, riskiere sogar seine Gesundheit.
Trotz finanzieller Vorteile sollte keiner leichtfertig den Anbieter wechseln. Denn neben den reinen Kosten zählten bei der Wahl der Krankenkasse auch andere Aspekte, wie zum Beispiel die Beratungs- und Servicequalität. Für Kranke ist ein guter Kontakt zur Kasse Gold wert. Wer gute Erfahrungen mit seinen Ansprechpartnern hat und die Geschäftsstelle in seiner Nähe schätzt, sollte das nicht leichtfertig aufgeben. „Fühlt sich jemand zum Beispiel mit einer komplizierten Krankheitsgeschichte bei seiner Kasse gut aufgehoben, kann es sich lohnen, ihr trotz Zusatzbeitrag treu zu bleiben“, erläutert Rohde.
Freilich können Versicherte sich auch am Telefon beraten lassen – bei manchen Kassen sogar sieben Tage die Woche – oder sie können ihrer Kasse schreiben. Doch ein Beratungstest der Warentester zeigte: Sobald die Fragen etwas komplizierter werden oder Anträge auszufüllen sind, geht nichts über das persönliche Gespräch.
Kassen im Leistungscheck
Versicherte, die wissen möchten, welche Krankenkassen in ihrem Bundesland welchen Service bieten, können die Leistungen der Anbieter vergleichen: mit dem „Produktfinder Gesetzliche Krankenkassen“ der Stiftung Warentest. Im Internet unter www.test.de (Suche: „Krankenkassen“) ist er zu finden. Die Abfrage kostet eine geringe Gebühr. Derzeit befinden sich 87 der insgesamt 145 Krankenkassen in der Datenbank.
Auslaufmodell Zusatzbeitrag
Versicherte, deren Krankenkasse einen Zusatzbeitrag erhebt, zahlen bis zu 180 Euro mehr im Jahr, rechnet die Stiftung Warentest vor. Immer weniger Kassen verlangen den Obolus von ihren Mitgliedern. Zuletzt schaffte die DAK-Gesundheit ihren Zusatzbeitrag ab. Von den 83 Kassen, die der Aufsicht des Bundesversicherungsamtes (BVA) unterstehenden – das sind alle Krankenkassen, deren Zuständigkeitsbereich sich über mehr als drei Bundesländer erstreckt – erheben derzeit nur noch drei Krankenkassen einen Zusatzbeitrag. Alle drei beabsichtigen, den Zusatzbeitrag abzuschaffen, haben aber noch keine entsprechenden Anträge beim BVA gestellt. Insgesamt gibt es 145 gesetzliche Krankenkassen in Deutschland.