Windfirma Enertrag und Mineralölkonzern Total verkaufen ökologisch hergestellten Wasserstoff
Erstmals in Deutschland kann man jetzt mit gespeichertem Windstrom Auto fahren. Der französische Minerölkonzern Total verkauft ab Mittwoch an einer Tankstelle in Berlin Wasserstoff, den die brandenburgische Firma Enertrag mittels Windenergie erzeugt.
Enertrag produziert den Strom unter anderem mit eigenen Windanlagen in der Uckermark. Seit einigen Monaten arbeitet dort außerdem ein Hybridkraftwerk, das mittels Windenergie im Verfahren der Elektrolyse Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff spaltet. Letzterer wird von speziellen Wasserstoff-Tankstellen an Fahrzeuge mit Brennstoffzellen verkauft. Brennstoffzellen fusionieren Wasserstoff und Sauerstoff zu Wasser, wobei wieder elektrische Energie entsteht, die das Elektroauto antreibt.
Das gesamte Verfahren ist wichtig, um künftig größere Mengen Ökostrom zu speichern, wenn dieser nicht sofort verbraucht wird. Setzt sich diese Art der Speicherung durch, würde ein wesentliches Problem gelöst, das die Energiewende aufwirft. Wind- und Sonnenkraftwerke produzieren gigantische Mengen Elektrizität oft zu Zeiten, zu denen die Nachfrage von Bürgern und Unternehmen gering ist. Die Energie muss für Phasen hohen Verbrauchs aufbewahrt werden. Wasserstoff in Verbindung mit Elektromobilität ist ein Weg, das stark schwankende Angebot von Ökostrom und die Nachfrage in Balance zu bringen.
Unter realistischen Bedingungen marktreif ist diese Speicher- und Antriebstechnik allerdings noch nicht. Bundesweit stehen etwa 15 öffentlich zugängliche Wasserstoff-Tankstellen zur Verfügung. Das Gas stammt unter anderem als Nebenprodukt aus industriellen Prozessen. Ein Teil wird mit Strom aus dem Netz erzeugt, der ein Ökozertifikat trägt.
In Berlin fahren rund 50 Wasserstoff-Fahrzeuge, bundesweit sollen es bis Jahresende maximal 130 sein. Firmen wie Opel und Daimler verleasen einzelne teure Test-Autos an Firmenkunden. Mit einermaßen erschwinglichen Fahrzeugen für normale Käufer wird in zwei bis drei Jahren gerechnet.
Zur Zeit ist auch der Treibstoff noch viel zu teuer. Total verkauft ein Kilo Wasserstoff für 9,50 Euro. Damit kommt man etwa 100 Kilometer weit. Dies entspricht etwa den Benzinkosten eines Fahrzeuges, das sparsame sechs Liter für dieselbe Distanz braucht. So betrachtet wäre der Wind-Wasserstoff-Antrieb im Vergleich zu Autos mit höherem Spritverbrauch günstiger. Diese vermeintliche Konkurrenzfähigkeit hat allerdings einen einfachen Grund: Auf Wasserstoff als Auto-Treibstoff wird bisher keine Steuer erhoben. Rechnet man diese ein, müsste der Preis des Wind-Wasserstoffs auf die Hälfte sinken, um den Wettbewerb mit Benzin auf Erdölbasis bestehen zu können.
Die Brennstoffzellen-Technologie markiert heute die eine Entwicklungsrichtung der Elektromobilität. In diesem Fall wird der Benzinmotor durch das alternative Aggregat ersetzt. Die Fahrzeuge haben mehr oder weniger dieselbe Reichweite. Anders bei Elektrofahrzeugen mit Batteriespeichern: Diese Technik erlaubt bislang nur geringe Reichweiten von maximal 150 Kilometern. Dann müssen die Batterien aufgeladen werden.