Ab 2013 will der Staat Pflegezusatzversicherungen fördern/ Für Männer könnte es sich dennoch lohnen, noch in diesem Jahr einen Vertrag zu unterzeichnen
Wer für den Pflegefall vorsorgen möchte, kann dies mit einer privaten Zusatzversicherung tun. Experten empfehlen eine Pflegetagegeldpolice. Ab 2013 will die Bundesregierung die Policen mit 60 Euro im Jahr bezuschussen. Den Vorschlag des Gesundheitsministers Daniel Bahr (FDP) hat der Bundestag kürzlich gebilligt.
Eine Pflegetagegeldversicherung schließt die Kostenlücke, die entsteht, wenn die Leistungen aus der gesetzlichen Pflegekasse nicht ausreichen. „Für die meisten Verbraucher ist die Police die beste Wahl“, sagt Karin Roller, Versicherungsberaterin bei der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Im Gegensatz beispielsweise zur Pflegekostenversicherung können Versicherte das Geld im Pflegefall so verwenden wie sie wollen –auch für die Pflege von einem Laien.
Diese Versicherung hat allerdings einen Haken: Diejenigen, die den Schutz am dringendsten benötigen, bekommen ihn nicht oder müssen extrem hohe Beiträge berappen. Die Unternehmen machen Gesundheitschecks. „Ältere und Kranke zahlen viel höhere Beiträge,“ so Roller. Antragsteller mit hohem Pflegerisiko wiesen sie ab.
Ab 2013 könnte sich das ändern. Dann will der Staat private Pflegetagegeldversicherungen mit fünf Euro im Monat fördern. Versicherern, die geförderte Policen anbieten, ist es dann nicht gestattet, Antragsteller aufgrund gesundheitlicher Risiken abzulehnen. Nur bei Minderjährigen oder bereits pflegebedürftige Personen dürfen sie dies tun.
Ob auch Besitzer bestehender Policen von der Förderung profitieren, steht noch nicht fest. „Es muss geprüft werden, inwieweit bereits abgeschlossene Verträge den Kriterien für künftige Verträge genügen, gegebenenfalls angepasst werden können und so entsprechend förderfähig werden“, sagt eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums.
Für Männer könnte es sich allerdings lohnen, noch in diesem Jahr eine private Pflegetagegeldpolice abzuschließen – auch wenn der Staat im kommenden Jahr fünf Euro im Monat dazu gibt. Derzeit kommen Männer noch deutlich günstiger davon als Frauen, weil die Anbieter unter anderem das Geschlecht in ihre Kostenkalkulation einbeziehen. Für einen 55-Jährigen hat die Stiftung Warentest (Finanztest 2/2011) rund 55 Euro im Monat für einen guten Tarif ausgerechnet. Eine Frau würde im gleichen Alter 70 Euro bezahlen.
Ab dem 21. Dezember 2012 müssen die Unternehmen Unisex-Tarife anbieten. „Die Anbieter werden die Prämien so angleichen, dass es für Männer teurer wird“, prognostiziert Roller. Für Frauen könnte es günstiger werden – oder auch nicht. „In die Zukunft blicken können wir leider nicht“, so die Versicherungsexpertin. „Im schlechtesten Fall zahlen Männer genauso hohe Prämien wie Frauen derzeit.“
So teuer kann Pflege sein
Schnell ist vorgerechnet, wie groß die Kluft zwischen den tatsächlichen Kosten und den Leistungen aus der Pflegekasse sein kann. Monatlich 3.000 Euro kostet ein Heimplatz in der höchsten Pflegestufe im Durchschnitt. Bis zu 1.918 Euro gibt der Staat zu den entstehenden Ausgaben dazu. Unterkunft und Verpflegung muss der Heimbewohner aus eigenen Mitteln finanzieren. Da ist die Rente schnell aufgebraucht und Angehörige müssen für die restlichen Kosten aufkommen. Nur wenn nicht genügend Geld in der Familienkasse ist, springt das Sozialamt ein.