Alleinleben ist Trend

Die Zahl der Ein-Personen-Haushalte bewegt sich auf Rekordhoch/ Männer managen heute deutlich häufiger den Haushalt für sich

Jeder fünfte Deutsche lebt ohne Partner, Familie oder Mitbewohner. Das ist Rekord. „Noch nie war die Alleinlebendenquote so hoch“, sagte Roderich Egeler, der Präsident des Statistischen Bundesamts, bei der Vorstellung des Mikrozensus 2011 in Berlin. Vor allen im Osten des Landes und in Großstädten boomen Ein-Personen-Haushalte.

In Deutschland lebten laut der Bevölkerungsbefragung im vergangenen Jahr 15,9 Millionen Menschen allein. 20 Jahre zuvor  waren es noch 11,4 Millionen. Das entspricht einer Steigerung um 40 Prozent. Die Gründe für die drastische Zunahme sind vielfältig. „Junge Menschen heiraten immer später“, erläutert Egeler. Auch die längeren Ausbildungszeiten oder die immer stärker werdenden Anforderungen der Arbeitswelt an Flexibilität und Mobilität würden eine Rolle spielen.

Vor allem in Ostdeutschland ist Ein-Personen-Wohnen angesagt. Hier ist die Zahl der Alleinlebenden seit der Wiedervereinigung um 57 Prozent gestiegen. Der Westen des Landes verzeichnete einen moderateren Anstieg von 35 Prozent. Ein Blick auf die Bundesländer zeigt: In die Stadtstaaten, also in Berlin, Bremen und Hamburg, zieht es überproportional viele Menschen, die ein Sololeben führen.

Je größer die Gemeinde, desto höher die Quote. Hannover, Berlin und Leipzig belegen im Ranking der 15 größten deutschen Städte die ersten Plätze was die Zahl der Alleinlebenden angeht. Jeweils etwas über 30 Prozent betrug ihr Anteil 2011. Dortmund und Duisburg landen mit 24 und 22 Prozent auf den hinteren Rängen. Zum Vergleich: In Orten mit weniger als 5.000 Einwohnern lebten nur 14 Prozent der Bevölkerung allein.

Die gute Infrastruktur, also viele Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte oder Kitas, könne Grund für die hohen Quoten in Großstädten sein, so Egeler. Alleinleben sei allerdings oft mit Problemen verbunden. Überdurchschnittlich häufig bezögen Alleinlebende Hartz IV. Überdurchschnittlich häufig seien sie von Armut gefährdet.

Ein Blick auf die Geschlechter zeigt: Männer leben heute deutlich häufiger im Ein-Personen-Haushalt. Während die Zahl der Solo-Frauen zwischen 1991 und 2011 um 16 Prozent gestiegen ist, hat sich die Zahl der Solo-Männer in diesem Zeitraum um 81 Prozent erhöht.

Erwerbstätige Frauen profitieren offensichtlich vom Alleinleben. Sie sind häufiger in Führungspositionen anzutreffen als weibliche Beschäftigte, die sich die Wohnung mit anderen teilen. Bei den Männern verhält es sich umgekehrt. Solo-Männer sind zudem auch eher ohne Arbeit als ihre Kollegen mit Gemeinschaftswohnung. Bei Frauen zeigt sich ein ausgeglichenes Bild. Eine Erklärung für dieses Phänomen liefern die Forscher allerdings nicht: „Wir fragen nicht warum“, sagte Mikrozensus-Mitwirkende Julia Weinmann.

In Zukunft wird die Zahl der Alleinlebenden weiter steigen. 2030 werden voraussichtlich rund 23 Prozent der Einwohner Deutschlands einen Ein-Personen-Haushalt führen. Das prognostizieren die Statistiker.


Mikrozensus erklärt

Der Mikrozensus ist die größte Haushaltsbefragung in Deutschland und in Europa und wird vom Statistischen Bundesamt organisiert. Ein Prozent der deutschen Privathaushalte wird jedes Jahr befragt. Der Fokus der Untersuchung variiert von Jahr zu Jahr. 2011 lag er bei den Alleinlebenden, 2010 bei Menschen mit Migrationshintergrund. Für die meisten Fragen besteht eine Auskunftspflicht.