Millionen Haushalte werden demnächst mit innovativen Stromzählern ausgestattet/ Die Technik könnte beim Energiesparen helfen
Wie viel Strom der Haushalt im Monat tatsächlich verschlingt, weiß wohl kaum jemand genau. Die Monatsabschläge, die an die Energielieferanten gehen, basieren auf Hochrechnungen des Jahresverbrauchs. Das soll sich ändern. Millionen Haushalte bekommen in naher Zukunft ein intelligentes Strommesssystem – einen so genannten Smart Meter. Die Technik birgt Chancen und Gefahren.
Laut jüngster Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes müssen Neubauten und Gebäude, die vor einer größeren Renovierung betroffen sind, mit einem kommunikationsfähigen Smart Meter ausgestattet sein, der mit dem Energieversorger verbunden ist. Auch Haushalte, die mehr als 6000 Kilowattstunden im Jahr verbrauchen oder selbst Strom erzeugen – zum Beispiel mit Solaranlagen – sind von der Regelung betroffen.
„Die Messgeräte zeichnen auf, wie viel Energie ein Haushalt gerade verbraucht und können die Daten an den Kunden weiter geben“, erläutert Hans-Joachim Reck, Hauptgeschäftsführer des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU). Monatlich oder gar täglich können Verbraucher dann erfahren, wie viel Strom sie verbrauchen – zum Beispiel über eine Online-Abfrage. „Die Transparenz kann durchaus zum Energie sparen ermuntern“, so Reck.
Auch auf den individuellen Strompreis könnte sich die neue Technik auswirken. Energielieferanten können genauer berechnen, wie viel Strom tatsächlich gebraucht wird und durch passende Tarife für den Kunden individuelle Angebote machen, zum Beispiel einen Preis speziell für Berufstätige oder für Großfamilien.
Der Haken: Zwar gibt es Smart Meter schon auf dem Markt zu kaufen. Doch in der Vergangenheit sind immer wieder Sicherheitsbedenken laut geworden. In den USA, so das Bundesamt für Sicherheit Informationstechnik (BSI), habe es schon Hackerangriffe auf Smart Metering Systeme gegeben. Deshalb tüftelt das BSI derzeit noch an einer Richtlinie, die vorgibt, was die Zähler alles können müssen.
Die Technik soll so sicher wie möglich sein. „Die neuen Geräte dürfen nicht zum gläsernen Verbraucher führen“, warnt die Sprecherin des Bundesdatenschutzbeauftragten Juliane Heinrich. Auch müssten die Daten vor dem Zugriff Dritter geschützt sein. Einbrecher hätten beispielsweise ein leichtes Spiel, wenn sie wüssten, dass ein Haushalt gerade keine Energie verbraucht, weil die Bewohner nicht zuhause sind.
Voraussichtlich im September 2012 gibt das BSI die Richtlinie bekannt. Dann wird die Produktion der Geräte starten. „Große Energieversorger werden schnell mit der Umrüstung beginnen“, erläutert Tim Karnhof, Smart Metering-Leiter des Stadtwerke-Netzwerks Trianel. Bei kleineren Unternehmen könnte sich der Umstieg verzögern. Mehreren hundert Stromversorgern fehle das technische und personelle Fundament, um den Zählertausch zu bewerkstelligen.
Nach Trianel-Berechnungen werden rund fünf Millionen Stromzähler ausgetauscht werden müssen – vier Millionen allein in Privathaushalten. Auf bis zu 250 Euro pro Messsystem könnte sich die Umrüstung belaufen. Noch ist vollkommen offen, wer die Kosten zu tragen hat.
Schon eingebaute Smart Meter, die den Anforderungen des BSI nicht genügen, dürfen im Übrigen bis zum nächsten Ablauf der bestehenden Eichgültigkeit weiter genutzt werden. Bei elektronischen Elektrizitätszählern – so lautet die korrekte Bezeichnung für moderne Stromzähler – gilt eine Frist von acht Jahren.