Windige Geschäfte

Für Privatanleger rechnen sich Windparks oft nicht

Windenergie ist eine überwiegend gute Sache, meint man. Doch gerade bei der Öko-Energie scheinen unseriöse Geschäftspraktiken stark verbreitet zu sein. Deshalb gucken Bürger, die ihr Geld in Windparks investieren, häufig in die Röhre. Das ganze Ausmaß dieser Missstände kommt erst allmählich ans Licht. „Bei unseren Untersuchungen finden wir kaum Windfonds, die sich für Anleger lohnen“, sagt Ariane Lauenburg von der Verbraucherschutz-Zeitschrift Finanztest.

Ein akuelles Beispiel ist der Windpark Möbisburg bei Erfurt. Dort haben die Anleger vor dem Thüringer Oberlandesgericht erstritten, dass der ehemalige Geschäftsführer Stephan Hloucal den Park nicht weiter führen darf. Die große Mehrheit der Anteilseigner der elf Windräder meint, dass das Management sich unter anderem viel zu hohe Honorare reserviert habe.  

Interessanterweise ist der umstrittende Ex-Geschäftsführer noch immer Vorsitzender des Thüringer Windenergieverbandes. Dies ist die Regionalorganisation des Bundesverbandes Windenergie, des wichtigsten Branchenverbandes mit rund 20.000 Mitgliedern. Wie kann jemand wie Stephan Hloucal die Interessen einer ganzen Branche vertreten, wenn viele Anleger ihm die vertrauenswürdige Führung eines Windparks nicht zutrauen?

Hloucal selbst will sich nicht äußern. Der Bundesverband Windenergie sagt, Hloucal sei „demokratisch gewählt“, und an „seinem ehrenamtlichen Engagement als Landesvorsitzender gibt es nichts zu beanstanden“.

Offenbar aber hat der Verband ein Problem. Der gute Ruf der Zukunftsenergie Windkraft ist bedroht. Denn der Konflikt von Erfurt scheint symptomatisch zu sein für große Teile der Branche. „Unseriöse Finanzpraktiken kommen bei geschlossenen Wind- und Erneuerbare-Energien-Fonds häufig vor“, so Finanztest-Mitarbeiterin Lauenburg, „Anbieter rechnen Erträge schön und genehmigen sich für ihre Dienste kräftige Vergütungen.“ Beispiel Möbisburg: Auf der Internetseite der am Projekt beteiligten Firma UDI kann man sich die Windstatistik ansehen. Die geplanten Erträge liegen deutlich über den tatsächlich erzielten. Bis heute erhalten die Anleger keine Ausschüttung.

Genaue Zahlen dazu, wie verbreitet diese Phänomene sind, gibt es noch nicht. Die Aufarbeitung steht erst am Anfang. Christian Herz von der Firma Ökofair, der neue Geschäftsführer des Windparks Möbisburg, hat bisher rund 600 der etwa 2.500 deutschen Windfonds analysiert. Sein Ergebnis: „Bei den großen Massenpublikumsgesellschaften, die in der Boomphase 1997 bis 2005 eröffnet wurden, erfüllen über die Hälfte die Prognosen nicht. Viele davon sind Sanierungsfälle.“

„Die ganze Branche ist verwurmt“, sagt Reinhard Ernst vom Anlegerbeirat des Bundesverbandes Windenergie, der geprellte Anleger unterstützt. „Wer in Windparks investieren will, sollte dies nicht bei den großen Projektierern und Betreibern wie Prokon, Umaag, Energiekontor oder Plambeck tun.“ Finanztest rät dazu, die geschlossenen Windfonds, die gegenwärtig angeboten werden, vor einer Investition sehr genau zu prüfen.

Eine Frage ist nun: Was soll man tun, wenn man sein Geld in erneuerbare Energien stecken möchte? Ernst rät zu einer sehr aufwändigen Lösung: Bürgerwindparks oder Genossenschaften. Das sind Organisationsformen, bei denen die Anleger ihre Geschäftsführung unter stärkerer Kontrolle haben. Um diesen Vorteil zu erhalten, müssen die Gesellschafter die Firma allerdings selbst gründen und die Verträge so formulieren, dass sie nicht über den Tisch gezogen werden. Das macht viel mehr Arbeit, kann aber einen gewissen Schutz gegen Abzocke bieten.