Mehr Skepsis gegenüber privater und gesetzlicher Vorsorge / Finanzmarktkrise schlägt durch / Fonds keineswegs sicherer Gewinnbringer
Bankenkrise und Börsencrash schlagen auf die Stimmung der Bürger durch. Es wachsen die Zweifel an der Sicherheit der Altersvorsorge. Vom Vertrauensschwund ist auch die gesetzliche Rentenversicherung betroffen. In einer Umfrage des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) machen sich 46 Prozent der Deutschen Sorgen um ihre späteren Rentenansprüche. Jeder vierte Befragte fürchtet um seine private Altersvorsorge, jeder achte um die Betriebsrente.
Das Ergebnis verwundert. Schließlich ist das öffentliche Rentensystem vor Kursverlusten und Bankenpleiten geschützt. Die Renten werden nicht aus gesparten Beiträgen und deren Kapitalerträgen gespeist, sondern aus einer ständigen Umlage unter den aktiven Arbeitnehmern. DIA-Chef Bernd Katzenstein sieht gerade darin eine Schwäche, die immer mehr Versicherten klar werde. „Ein Umlagesystem funktioniert nicht, wenn die Bevölkerung schrumpft“, sagt Katzenstein. Tatsächlich hat sich die Erwartungshaltung an die Pflichtvorsorge in den letzten Jahren deutlich verändert. 72 Prozent der Verbraucher rechnen mit einem sinkenden Lebensstandard im Ruhestand. Vor 20 Jahren war nur jeder achte Versicherte in dieser Hinsicht pessimistisch.
Beim genaueren Blick ins das Zahlenwerk stellt sich ein anderer Trend dar. Zwar sinkt die Erwartung an eine ausreichende staatliche Rente seit den achtziger Jahren stetig ab. Doch mittlerweile hat sich das Ansehen des Systems weitgehend stabilisiert. Es ist wohl eher die Sorge um den Arbeitsplatz und damit verbundene Einkommens- und Beitragseinbußen, die die Rentenerwartung drücken. Die Kurve bei der privaten Vorsorge zeigt dagegen in den letzten Jahren deutlich nach unten. Die Kursverluste an den Finanzmärkte und die offenkundig vorhandene Enttäuschung über die staatlich geförderte Riester-Rente wirken sich hier wohl aus. Die Interpretation des DIA mag damit zusammenhängen, dass das Institut von Finanzhäusern finanziert wird, die ein großes Interesse an der Ausweitung der Eigenvorsorge haben. “Die treten die Flucht nach vorne an“, glaubt Theodor Pischke, Rentenexperte der Stiftung Warentest.
Doch wie ist es tatsächlich um die Sicherheit und den Ertrag der Vorsorganlagen bestellt? Der Branchenverband der Fondsgesellschaften hat aktuelle Zahlen zur Wertentwicklung von Fonds vorgelegt. Das Ergebnis ist ernüchternd. Wer zehn Jahre lang monatlich 100 Euro in einen Fonds mit deutschen Aktien investiert hat, muss einen Wertverlust von durchschnittlich 3,4 Prozent pro Jahr hinnehmen. Von 12.000 Euro eingezahltem Kapital sind 10.125 Euro übrig geblieben. Die Bilanz über einen Zeitraum von 20 Jahren mit gut drei Prozent Plus jährlich fällt immer noch mager aus. Erst die Betrachtung über eine Frist von 30 Jahren weist mit einer Verzinsung von jährlich 6,4 Prozent eine ansehnliche Rendite aus. Bei anderen Fonds, die in Immobilien oder Anleihen investieren, ist die Bilanz zwar durchgängig positiv, aber auch die glänzend. 2,8 Prozent warfen die Rentenfonds in den letzten zehn Jahren ab, 5,5 Prozent in den letzten 30 Jahren.
Die Vorsorge mit Kapitallebensversicherungen oder privaten Rentenversicherungen ist aus heutiger Sicht weiterhin eine sichere Anlage. Von der Finanzmarktkrise sind die Policen indirekt aber auch betroffen, weil die Erträge der Versicherungen und damit die Überschussbeteiligung für die Kunden sinken. Die bei Vertragsbeginn garantierte Auszahlung ist also nicht gefährdet, die Schätzung der zusätzlichen Zahlungen muss aber wohl nach unten korrigiert werden. „Jetzt zeigt sich, dass vieles nur Versprechungen waren“, warnt Pischke.