Kommentar zur Pflege-Auszeit für Freunde

Deutschlands größter Pflegedienst ist die Familie. Das stimmt, doch die Zeiten ändern sich. Die  Pflege-Auszeit für Freunde und Nachbarn, die die Sozialdemokraten fordern, knüpft an die neuen gesellschaftlichen Realitäten an. Patchworkfamilien und Single-Haushalte sind längst Gewohnheit. Kinder und Eltern leben seltener als früher in einem Haushalt. Familie ist nicht mehr alles, in dieser Gesellschaft, in der bald jeder Dritte über sechzig ist.

Darum ist es richtig, ein System jenseits der familiären Bindungen aufzubauen, das bei Krankheit und Gebrechlichkeit hilft. Nur: Wer Angehörige schon mal zuhause gepflegt hat, weiß wie Kräfte zehrend das ist. Das geht weit darüber hinaus, bei einer Krankheit Zuspruch zu leisten oder täglich in der Klinik vorbeizuschauen. Und es ist viel verlangt. Für viele Beziehungen ist das sicher zu viel.

Gibt es die Bereitschaft, im Notfall da zu sein, dann ist das großartig. Doch freundschaftliche Pflege hat ihre Grenzen. Es hilft alles nichts: Ohne mehr Fachkräfte wird es nicht gehen. Wer als Politiker die Fürsorge im Alter für alle will, muss dafür mehr Geld sichern.