Kampfdrohne aus deutscher Fertigung

Airbus stellt eigenes Konzept Wingman vor

Airbus schafft den Kampfpiloten ab. Zumindest arbeitet die Verteidigungssparte des Konzerns an einer Drohne, die auch für die deutsche Luftwaffe im Einsatz sein könnte – als Aufklärer oder bestückt mit Raketen. Der Wingman soll bereits in wenigen Jahren abheben. Noch ist das Projekt in einer frühen Phase. Auf der Internationalen Luftfahrtausstellung ILA in Berlin ist erstmals ein Designmodell in Originalgröße zu sehen.

„Das Unbemannte bekommt immer mehr Gewicht“, sagt Michael Schoellhorn, Chef von Airbus Defence and Space, der Militär- und Raumfahrtsparte des Airbus-Konzerns. Im Ukraine-Krieg sind Drohnen sowohl auf Seiten des Angreifers Russland als auch bei den Verteidigern im Einsatz. Russland stützt sich dabei unter anderem auf Fluggerät aus dem Iran. Die Ukraine wehrt sich mit teils selbstgebauten Kleindrohnen.

Mit solchem Fluggerät hat die geplante Airbus-Drohne wenig zu tun. Die Designstudie ähnelt einem Kampfjet. Wie bei solchen Studien üblich, kann das Serienprodukt später abweichen – bei Aussehen und Funktionen – je nachdem, was Kunden sich wünschen.

Ein Wingman ist ein Begriff aus der militärischen Luftfahrt. Er bezeichnet den Piloten eines Kampfflugzeugs, der den führenden Piloten mit seinem Kampfflugzeug schützt und unterstützt. „Das ist ein unbemannter Begleiter für bemannte Kampfjets“, sagt Marco Gumbrecht, zuständig für Luftkampfsysteme bei Airbus Defence and Space. Er soll die Einsätze unterstützen, zum Beispiel aufklären, also etwa Bilddaten der feindlichen Linien beschaffen. Die Drohne kann auch mit Lenkwaffen oder Raketen bestückt werden und Ziele in der Luft oder am Boden angreifen.

Das Fluggerät wird nach den Plänen etwa 15 Meter lang sein und hat eine Spannweite von zwölf Metern. Die Drohne soll zwischen neun und zehn Tonnen wiegen. Vorgesehen ist eine Tarnkappenfunktion. Überschallgeschwindigkeit wie bei einem Kampfjet ist möglich. Die Drohne ähnelt einem Kampfflugzeug wie dem Eurofighter, der knapp 16 Meter lang und dessen Flügel sich etwa elf Meter spannen. Auch über eine ähnliche Traglast wird nachgedacht.

Insgesamt soll die Drohne sehr autonom sein. Entsprechend kompliziert ist es, sie mit einem Kampfjet zu vernetzen. Zudem fliegt die Luftwaffe nicht nur mit Eurofightern, sondern auch mit amerikanischen F-35. Die Drohne muss jeden Typ „verstehen“. Das Komplexe sei nicht so sehr der Bau des Fluggeräts, sagt Gumbrecht, sondern die Software. Anfang der 2030er Jahre soll Wingman bereits einsatzfähig sein. Ambitioniert, aber aus Sicht der Verteidigungssparte von Airbus möglich.

Airbus Defence and Space muss das Fluggerät nicht komplett neu erfinden. „Wir bauen auf vergangene Projekte auf“, sagt Schoellhorn. Er nennt unter anderem die militärische Forschungsdrohne Barracuda und die eigene Forschung zur Stealth-Technik, die ein Flugzeug möglichst unsichtbar machen soll. Entwickelt wird Wingman derzeit an den Standorten Manching und Ottobrunn in Bayern. Sehr wahrscheinlich werden andere deutsche Rüstungsunternehmen mit eingebunden, schließlich hat Airbus nicht in allen Gebieten Expertise. Gespräche laufen offenbar bereits.

Bisher steckt Airbus Defence and Space vor allem eigenes Geld in das Projekt. „Solch eine Studie kostet noch nicht viel“, sagt Chef Schoellhorn. Er sprach von einer Summe „im unteren zweistelligen Millionenbereich“. Wenn es dann weitergehe, werde es teurer, je nachdem, was man alles einbaue. Und das hängt letztlich von den Kunden ab. Die Summe ist für die Verteidigungssparte von Airbus übersichtlich. Die Sparte setzte 2023 11,5 Milliarden Euro um.

Gesprochen wird mit Deutschland, also der Luftwaffe als Kunden, und mit Spanien. Unklar ist noch, was die Drohne kosten soll. „Sie muss billiger sein als ein Kampfflugzeug“, sagt Gumbrecht. Es sei aber nicht als Wegwerfprodukt für eine Million Euro angelegt. Konkurrenz gibt es auch. Israel hat mit Heron bereits eine Kampfdrohne im Einsatz. Dassault entwickelt für Frankreich eine eigene Drohne. Und in den USA wird ohnehin an unbemannten Kampffliegern gearbeitet.