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Kommentar zum Sozialbericht 2024

Wer wissen möchte, was die Bundesrepublik zusammenhält, wie sich die Einwohner fühlen, wo es gut läuft, wo es hakt, findet etwas im Sozialbericht. Auf 440 Seiten liefert er einen recht umfassenden Blick auf Deutschland. Die Fülle an Zahlen und Fakten kann überfordern, einige Daten sind nicht besonders aktuell. Aber jeder kann nachsehen, wie es steht. Leider tun das offenbar zu wenige. Stattdessen greift zunehmend schlechte Laune um sich.

Der Bericht zeigt, dass die Vermögen gestiegen sind, gleichzeitig zeigt er wie ungleich sie verteilt sind. Und dass sich daran wenig geändert hat. Es gibt Informationen zu Armutsrisiken nach Alter, Bildung und Region, und dass sie gestiegen sind. Der Bericht räumt mit dem Vorurteil auf, dass Familien mit Migrationshintergrund Kinder lieber selbst betreuen. Dabei ist ihre Nachfrage nach Betreuung hoch, doch fehlen Plätze – oder sie bekommen keine Zusage.

Die Daten lassen erkennen, wie dramatisch der demografische Wandel Deutschland treffen wird. Dass es ohne hohe Nettozuwanderung in wenigen Jahren wirtschaftlich richtig schwierig wird. Dass Menschen, die zu uns kommen, wesentlich jünger sind als der Altersschnitt derjenigen, die bereits hier sind. Und dass die, die jetzt kommen, deutlich höher qualifiziert sind als die, die vor 1980 einwanderten. Gleichzeitig werden die Probleme der Personen mit Migration kaum angegangen.

Und auch wenn die Stimmung im Land schlecht sein mag, weil die Regierung uneins ist, die Wirtschaft schwächelt, in der Ukraine ein Krieg tobt und in den USA ein unberechenbarer Egoist Präsident wird: Deutschland ist dem Sozialbericht zufolge ein Land mit hoher Lebensqualität. Aber es muss etwas getan werden. Und das bedeutet: Weniger meckern, mehr freuen und mehr anpacken.