Bezahlen mit Basstölpel oder Beethoven

EZB legt Motive für neue Scheine fest

Kaum etwas ist so alltäglich wie die Euro-Scheine. Welche Motive abgebildet sind, wird kaum jemand spontan wissen. Das soll für nächste Serie der Banknoten anders werden. Jetzt hat die Europäische Zentralbank verschiedene Motive ausgewählt – es geht um Kultur sowie Flüsse und Vögel. „Die neuen Banknoten werden unsere gemeinsame Identität und die Vielfalt symbolisieren, die Europa stark macht“, sagt EZB-Präsidentin Lagarde.

Die Themen europäische Kultur und Flüsse/Vögel stehen seit Ende 2023 fest. Sie ergaben sich aus zwei großen Umfragen in Europa. Knapp ein Jahr lang arbeiteten jetzt Experten daran, einzelne Motive vorzugeben. Voraussichtlich im April startet ein Wettbewerb, bei dem Designer zeigen sollen, wie sie sich die jeweilige Serie vorstellen. 2026 sollen dann wieder die EU-Bürger über ausgewählte Designs entscheiden und letztlich darüber, ob auf den neuen Scheinen Natur zu sehen ist oder europäische Kultur. Vermischt werden sollen die Motive nicht, auch unterschiedliche 20er soll es nicht geben.

Europäische Kultur: Die Vorderseite der Scheine soll jeweils eine bedeutende Person aus Kultur und Wissenschaft zieren, die in verschiedenen Ländern gelebt haben und als Europäer dachten, mit denen viele aber auch kein einzelnes Land verbinden. Ausgewählt wurden Opernsängerin Maria Callas (fünf Euro), Komponist Ludwig van Beethoven (zehn Euro), Forscherin Marie Curie (20er), Schriftsteller Miguel Cervantes (50er), Renaissance-Genie Leonardo da Vinci (100er) und Literatin und Friedensforscherin Bertha von Suttner (200er). Auf den Rückseiten sind Straßenkünstler, ein Chor, eine Lernsituation, eine Bibliothek, Menschen, die Streetart bewundern, und ein belebter Platz mit Bäumen vorgesehen.

Flüsse/Vögel: Diese Serie folgt auf der Vorderseite einem Fluss von der Quelle bis zum Meer und zeigt jeweils einen für den Teil typischen Vogel. Den Fünfer ziert eine Gebirgsquelle nebst Mauerläufer. Auf dem Zehner schwirrt ein Eisvogel an einem Wasserfall, Der 20er könnte einen Schwarm Bienenfresser in einem Flusstal zeigen. Auf dem 50er soll ein Weißstorch über einem mäandernden Fluss fliegen. Auf dem 100er mündet der Fluss, zu sehen wäre ein Säbelschnäbler. Und auf dem 200er soll ein Basstölpel über dem Ozean segeln. Auf den jeweiligen Rückseiten sind europäische Institutionen geplant: Parlament, Kommission, EZB, Gerichtshof der EU, Europäischer Rat und Rat der EU sowie Europäischer Rechnungshof.

Wann die neuen Scheine tatsächlich in Umlauf kommen, ist unklar, schon aus technischen Gründen. Ausgewählt erden muss auch noch das Material der neuen Banknoten. Es soll sicherer sein als die bestehenden Noten, gleichzeitig aber auch nachhaltig und umweltfreundlich. Die aktuellen Scheine bestehen aus reiner Baumwolle. Britische Pfundnoten sind aus Polymer, einem langlebigen Kunststoff.

Zudem dauert allein der Druck der Euro-Scheine, ebenfalls, sie in der Euro-Zone zu verteilen. Schließlich ist die Euro-Zone mit 20 Ländern und 350 Millionen Einwohnern ein sehr großer Währungsraum. Derzeit sind mehr als 29 Milliarden Banknoten im Wert von mehr als 1,5 Billionen Euro im Umlauf. Experten rechnen, dass es nach der Auswahl der Serie weitere zwei bis drei Jahre dauert, bevor die neuen Scheine eingeführt werden. Sie kämen dann 2029 in Umlauf. Möglicherweise ist dann auch gar nicht mehr so viel Bargeld nötig, denn in der Euro-Zone wird immer weniger bar gezahlt.

Das Aussehen der aktuellen Euro-Banknoten stammt noch von der Jahrtausendwende. Der Euro wurde zum 1. Januar 2002 als Bargeld eingeführt. Zwischen 2013 und 2019 überarbeitete die EZB die Banknoten, sie bekamen neue Sicherheitsmerkmale. Damals wurde auch der 500er abgeschafft.

Der Euro ist nicht nur in der Euro-Zone Zahlungsmittel, sondern auch in Andorra, Monaco, San Marino und Vatikanstaat, die auch selbst Münzen prägen dürfen. Im Kosovo und in Montenegro wird in Euro bezahlt. Die Währungen vieler afrikanischer Staaten sind an die Währung gekoppelt. Zuletzt trat Kroatien der Euro-Zone bei. Bulgarien plant es zum 1. Januar 2026.