Gut geschützt im Urlaub

Viele Krankenkassen übernehmen die Kosten für Reiseimpfungen/ Nicht nur im Essen lauern gefährliche Erreger

Vom Genuss der Portion Muscheln im Strand von Mallorca bleibt für manchen Gast nicht der dazu servierte Sonnenuntergang, sondern die später folgende schlechte Nachricht vom Hausarzt in Erinnerung. Denn die Schalentiere übertragen Hepatitis A, also Gelbsucht. Nur eine Impfung schützt vor einer Infektion. Die Vorsorge kann schnell ins Geld gehen, wenn Urlauber die Kosten dafür alleine aufbringen müssen. Die drei nötigen Impfdosen gegen Hepatitis A und B kosten etwa 230 Euro, rechnet die Stiftung Warentest vor. Erfreuliche Nachricht: Viele Krankenkassen erstatten diese Ausgaben.

Reisende sollten sich genau informieren, welche Krankheiten im Urlaubsland auftreten können und sich davor schützen. Neben den hierzulande empfohlenen Impfungen übernehmen viele Krankenkassen auch die Kosten für Reiseimpfungen. Welche Kasse den Schutz bezahlt, haben die Warentester für die sechs größten Kassen jeder Kassenart und die Knappschaft geprüft (Finanztest 5/2010). Dabei zeigt sich: Die Betriebskrankenkassen kommen ihren Versicherten besonders entgegen. Sie übernehmen meist den vollen Betrag für Impfungen die die Ständige Impfkommission des Robert Koch Instituts empfiehlt. Dazu gehören neben Injektionen gegen Hepatitis A und B auch die gegen Cholera, FSME, Gelbfieber, Influenza, Meningokokken, Typhus und Tollwut. Auch die Ersatzkassen zeigen sich kulant. Sowohl die hkk, die KKH-Allianz und die Techniker Krankenkasse erstatten den Betrag. Außer für Hepatitis B trägt die DAK die Hälfte der jeweiligen Kosten. Kunden der größten deutschen Krankenkasse, der Barmer GEK, gehen dagegen leer aus. Die Allgemeinen Ortskrankenkassen zahlen nicht oder nur im Einzelfall. Die Knappschaft springt für die Auslagen ein.

Mindestens acht Wochen vor Reiseantritt sollten sich Touristen über die empfohlenen Schutzimpfungen für das Zielland informieren, rät die Stiftung Warentest. Dann bleibt noch genügend Zeit für die Vorsorge. Neben speziell fortgebildeten Ärzten bieten einige Apotheken sowie Reisbüros eine reisemedizinische Beratung an. Wo sich die nächste Beratungsstelle befindet, verrät die Internetdatenbank des Centrums für Reisemedizin (CRM). Unter www.crm.de ist diese zu finden. Darüber hinaus hält das CRM Impfschutzempfehlungen für die jeweiligen Länder parat und informiert über Infektionsrisiken. Besonderer Service der Einrichtung: Für zehn Euro erstellen die Experten einen Reise-Gesundheitsbrief. Das Dokument verrät, welche gesundheitlichen Risiken im Reiseland lauern, welcher Impfschutz empfehlenswert oder vorgeschrieben ist oder ob beispielsweise eine Malaria-Prophylaxe durchgeführt werden sollte. Medizinische, politische, geografische oder Sicherheitshinweise zu einzelnen Urlaubsländern bietet das Auswärtige Amt (www.auswaertiges-amt.de).

Aktuell rät der Bund der Internisten (BDI) Reisenden nach Moskau dringend zu einer Impfung gegen Hepatitis A. Grund ist die schlechte Qualität des Leitungswassers in der Hauptstadt. Nach Angaben der russischen Gesundheitsbehörde, so der BDI,  sind in den ersten drei Monaten dieses Jahres fast 1.000 Menschen an Gelbsucht erkrankt – doppelt so viele wie im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres.

Nicht nur durch Lebensmittel droht Ansteckungsgefahr. Auch bei einer traditionellen Rasur bei einem Barbier ist Vorsicht geboten. „In einer aktuellen türkischen Studie waren fast sieben Prozent der verwendeten Rasiermesser mit Hepatitis-B-Viren verunreinigt“, warnt Thomas Löscher von Berufsverband Deutscher Internisten (BDI). „Ursache dafür ist, dass die Rasiermesser mehrfach wieder benutzt und unzureichend gereinigt werden“, sagt der Reisemedizinexperte. Neben einer Infektion durch Rasierbesteck sind Schönheitsbehandlungen, Maniküre und Fußpflege sowie das Anbringen von Tätowierungen und Piercings mögliche Übertragungswege der Krankheit.

Typische Symptome einer akuten Hepatitis sind eine gelbliche Verfärbung der Haut und der Augen. Auch Fieber und Durchfälle können auftreten. „Eine Hepatitis A heilt zwar in der Regel von selbst aus, vor allem bei Älteren und Patienten mit chronischen Leberkrankheiten kann sie jedoch lebensbedrohlich verlaufen“, erläutert Löscher. Bei der Hepatitis B entwickelt ein Teil der Betroffenen eine chronische Leberentzündung, die zu schweren Komplikationen führen kann. „Vor einer Reise in die Türkei sowie in andere beliebte Reiseziele deutscher Touristen, wie zum Beispiel Ägypten oder Tunesien, ist daher eine Kombinationsimpfung gegen Hepatitis A und B in Erwägung zu ziehen“, empfiehlt der BDI-Experte.