„Die Sonne kann den Heizkessel komplett ersetzen“

Immer mehr Haushalte nutzen Sonnenkollektoren, um warmes Wasser zu produzieren. Wo der beste Platz für die Solarthermieanlage ist und worauf Bauherren beim Kauf unbedingt achten sollten, weiß Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtsch

Kunstmann: Herr Körnig, sind alle Häuser für eine Solarthermieanlage geeignet?

Carsten Körnig: Die Anlagen sind prinzipiell überall dort geeignet, wo die Sonne scheint – unabhängig ob im Neubau oder im bereits bestehenden Eigenheim. Der Umstieg auf solares Heizen bietet sich besonders an, wenn die Sanierung der Heizung oder des Daches ansteht. Jeder Einzelfall sollte vor Ort durch Experten von Fachbetrieben begutachtet werden.

Kunstmann: Wo ist der beste Platz für die Anlage?

Körnig: Optimal ist eine nach Süden ausgerichtete Dachfläche mit einem Winkel von 45 bis 60 Grad, auf die kein Schatten fällt. Solarkollektoren können aber durchaus an der Fassade angebracht oder im Garten aufgestellt werden. Bei der Standortwahl ist es wichtig, darauf zu achten, dass dort die Sonneneinstrahlung auch in den nächsten Jahren gewährleistet ist. Wie groß werden die Bäume in 20 Jahren sein? Schließlich kann eine gute Solarthermieanlage mehrere Jahrzehnte betrieben werden.

Kunstmann: Solarthermieanlagen produzieren nicht nur warmes Wasser. Mit ihnen lässt sich auch das Haus beheizen. Kann ein Haushalt seinen kompletten Warmwasser- und Heizbedarf mit einer Anlage abdecken?

Körnig: Die Sonne kann den Heizkessel komplett ersetzen. Inzwischen gibt es bezahlbare Sonnenhäuser, die bis zu 100 Prozent der benötigten Wärme aus Solarenergie decken können. Die solar erzeugte Wärme kann in speziellen Wasserspeichern über Wochen gehalten werden. Möglich ist aber auch die Kombination mit anderen Heizungssystemen wie Pellet- oder Kaminöfen, Öl- oder Gasheizungen.

Kunstmann: Wie groß ist der Klimaeffekt?

Körnig: Heute verbrauchen wir einen Löwenanteil der fossilen Energie zum Erwärmen von Gebäuden. Dazu kommt, dass ein Großteil der deutschen Heizungen technologisch veraltet ist. Wenn wir beim Heizen auf die Kraft der Sonne setzen, entlastet das die Umwelt und schützt zugleich vor steigenden Öl- und Gaspreisen.

Kunstmann: Worauf kommt es beim Kauf an?

Körnig: Wie überall lautet auch hier die Devise, Angebote zu vergleichen. Am besten holt sich der Interessent mehrere Offerten von Fachbetrieben in der Region ein. Kluge Kunden prüfen, ob die in Frage kommenden Betriebe auf Solartechnik spezialisiert sind und ob sie Referenzanlagen zeigen können. Kunden sollten auch darauf achten, ob der Anbieter auf Vor- und Nachteile verschiedener Anlagenkonzepte hinweist und ob eine schriftliche Ertragsvorschau der einsparbaren Heiz- und/oder Warmwasserkosten vorliegt.