Immer mehr Menschen setzen auf Online-Diäten/ Die lassen durchaus die Pfunde purzeln
„Mit dem Abnehm Coach zur Traumfigur“, „Jetzt purzeln die Pfunde“ oder „Spielend abnehmen und gesund bleiben“: Online-Diäten locken mit allerlei Werbesprüchen. Die Abspeckprogramme liegen voll im Trend und können beim Loswerden lästiger Pfunde tatsächlich helfen. Doch nicht jede Internet-Kur bietet ein gutes Konzept und guten Service. Und: Für eine langfristige Ernährungsumstellung braucht es etwas mehr als nur digitalen Rat.
„Manch einer hat mit einer Online-Diät schon 50 oder 60 Kilogramm abgenommen“, sagt Diätexperte und Buchautor Sven-David Müller. Und das funktioniert in der Regel so: Die Nutzer loggen sich für einige Euro im Monat in das Internetportal ein, das dann in punkto Ernährung, Bewegung und Lebensstil berät, Menü- und Trainingspläne ausspuckt und die Teilnehmer in Foren zusammenbringt. Hier und da gibt es sogar Expertenrat.
Die digitalen Abspeckhilfen können durchaus punkten. Sie nützen Menschen, die es problematisch finden, in einer Gruppe abzunehmen. „Die Teilnehmer bleiben anonym und entgehen der Situation, dass jeder mitbekommt, wenn sich bei ihnen keine Abnehmerfolge einstellen oder sie vielleicht sogar noch ein paar Pfunde zulegen“, erläutert Autor Müller. Ein Chat ersetzt allerdings nicht die individuelle Beratung, warnt er.
Auf die individuelle Beratung hat auch die Stiftung Warentest geachtet, als sie für die aktuelle Januarausgabe ihres test-Heftes zehn Online-Diäten unter die Lupe nahm. Das Fazit: Bei fast allen Portalen ist ein Gewichtsverlust wahrscheinlich – vorausgesetzt, der Nutzer macht aktiv mit. Eine gute individuelle Ernährungsberatung gibt es allerdings nur von drei Programmen: vom Testsieger eBalance der insgesamt „gut“ abschneidet, dem Drittplazierten „guten“ Abnehmcoach xx-well.com und Vida Vida mit der Gesamtnote „Befriedigend“. Auf dem zweiten „guten“ Platz landet das kostenlose Internetangebot der Apotheken Umschau. In punkto individueller Ernährungsberatung schneidet das Diätprogramm allerdings nur „ausreichend“ ab.
Auch die Ernährungsberaterin Jutta Kamensky kann den digitalen Helfern durchaus etwas Positives abringen. „Sie können Abnehmwilligen helfen, die hier und da mal zu viel essen und zwei oder drei Kilo zu viel mit sich herumtragen“, sagt sie. Auch für Menschen, die nicht wüssten, wie sie Lebensmittel richtig zubereiten sollen, seien die Internet-Diäten hilfreich. Die meisten Betroffenen hätten jedoch ernsthaftere Probleme. Übergewichtigen mit einer langen Gewichtsgeschichte etwa oder Menschen die bei Stress oder Einsamkeit essen, nützten Online-Diäten reichlich wenig. Vielmehr benötigten sie eine Beratung durch einen Experten.
Ähnlich sieht dies auch Diätassistent Müller: „Alleine abnehmen ist ausgeschlossen“, erläutert er und prescht mit einem Gedanken vor, den niedergelassene Ernährungsberater wohl nicht so gerne hören mögen: Ob ein Online-Programm oder eine Person beim Abnehmen hilft, ist gleichgültig. Auf jeden Fall braucht es den Dialog und ganz viele Informationen von außen. „Wer abnehmen möchte, sollte sich Rat von Experten holen, egal ob im Chat oder im richtigen Leben“, sagt Müller. „Wer dazu noch ein Buch zur Hand nimmt und sich mit Gleichgesinnten austauscht, ist auf dem richtigen Weg.“
Zahl der Woche:
Bis zu seinem 50. Geburtstag hat der Mensch im Schnitt schon 92.000 Mal etwas gegessen. Das hat Ernährungsberaterin Jutta Kamensky ausgerechnet. Ihr Fazit: Bei so vielen Wiederholungen läuft Essverhalten automatisch ab. Und weil es meist schmeckt und damit einen positiven Ausgang hat, ist es schwer zu ändern.
Spar-Tipp:
Online-Diäten: So schützen Sie sich vor Abzockern im Netz
Berlin (mk) – Wer sich für eine Diät per Internet entscheidet, hat die Qual der Wahl. Zahlreiche Abspeckportale tummeln sich im weltweiten digitalen Netz. Selten sind sie kostenfrei wie etwa die „Gesund abnehmen“ der Apotheken Umschau. In der Regel zahlen die Mitglieder zwischen 20 und 60 Euro für eine dreimonatige Teilnahme. Ob das Angebot wirklich etwas taugt oder ob der Anbieter seinen Nutzern nur das Geld aus der Tasche ziehen möchte, verraten folgende Kriterien:
Im Mittelpunkt sollten die Ernährungsumstellung und Sport stehen, sagt die Stiftung Warentest. Werbung für Medikamente, Spezialprodukte oder OPs ist nicht seriös. Auch übertriebene Versprechen sind dies nicht: Lobt der Anbieter den Teilnehmern das Blaue vom Himmel und verspricht drastische Gewichtsverluste, sollte man besser die Finger vom Programm lassen. Für realistisch erachten die Warentester 0,5 bis ein Kilo weniger auf den Hüften pro Woche. Dazu sollte der Energiebedarf 1.200 Kilokalorien nicht unterschreiten.
Gute Abspeckhelfer fragen zudem beim Anmelden nach Alter, Gewicht, Bauchumfang und Erkrankungen und nehmen Menschen mit Essstörungen, Minderjährige und Schwangere nicht auf. Bei der Auswahl sollten Nutzer auch unbedingt darauf achten, dass das Programm in ihren beruflichen und privaten Alltag passt und die Rezepte nicht zu zeitaufwendig daher kommen.