Konflikt um teure Autoteile

Um Reparaturen billiger zu machen, fordern ADAC und Verbraucherschützer Lockerung des Designschutzes

Viele Autofahrer kennen diese Situation. Ein ärgerlicher Auffahrunfall, der eigene Wagen trägt eine Beule davon, ein Scheinwerfer ist zerstört. Nicht sonderlich schlimm, doch der Kostenvoranschlag der Werkstatt weist mehrere hundert Euro aus. Einen wesentlichen Beitrag zu der erstaunlich hohen Summe leisten oft die Kosten der Originalersatzteile.

Gegen diesen Effekt will eine Gruppe von Verbänden und Unternehmen nun vorgehen, darunter der ADAC, der Bundesverband der Verbraucherzentralen und der Gesamtverband Autoteile-Handel (GVA). Sie fordern, dass der Designschutz für sichtbare Autoteile wie Kotflügel, Leuchten und Fenster gelockert wird.

Heute dürfen solche Stücke nach Information des ADAC nur von den Autokonzernen und den von ihnen autorisierten Zulieferfirmen stammen. Andere Hersteller, die passende Nachbauten von Originalteilen liefern könnten, sind ausgeschlossen. Die Folge: Weil Konkurrenz fehlt, können die Automobilkonzerne in weitem Umfang die Preise bestimmen – und erhöhen.

In einer eigenen Untersuchung will der ADAC herausgefunden haben, dass „die Preise für sichtbare Ersatzteile in den vergangenen Jahren um 40 Prozent zugelegt haben“. Für Bauteile im Inneren der Fahrzeuge wie Achsen und Getriebe, für die der spezielle Designschutz nicht gelte, betrage die Teuerung dagegen nur gut zehn Prozent, sagte ADAC-Präsident Peter Meyer am Freitag.

Die Verbände haben sich zusammengetan, weil sie einerseits Vorteile für die Autofahrer in Gestalt niedrigerer Preise erwirken wollen. Zweitens geht es aber auch um die Interessen unabhängiger Hersteller und Händler, die einen bessern Zugang zum Markt erhoffen.

Ihre Forderung lautet, dass die Bundesregierung sich für eine sogenannte Reparaturklausel im Rahmen der EU-Design-Richtlinie starkmachen möge. Diese Änderung würde Nachbauten von sichtbaren Originalteilen gestatten, was eventuell zu Preissenkungen bei den Reparaturkosten führen könnte.

Der Verband der Automobilindustrie (VDA) lehnt diese Variante allerdings ab. Die den Verband tragenden Autokonzerne befürchten, dass die Kotflügel, Stoßstangen und Leuchten, in deren Entwicklung sie große Summen investieren, weltweit kopiert werden könnten. „Dieser sorglose Umgang mit gewerblichen Schutzrechten öffnet dem großindustriellen Nachbau von Automobilteilen in Fernost den ungehinderten Zugang“, erklärte der Autoverband.

Eine andere Möglichkeit bestünde darin, eine Lizenz-Lösung zu finden. Unabhängige Hersteller müssten dann eine Gebühren zahlen, wenn sie Originalteile nachbauen. Darüber haben die Verbände bislang aber offenbar wenig nachgedacht.