iSklaven produzieren Apples iPhones

Beschäftigte der neuen iPhone-Fabrik in China berichten über miese Bedingungen und überlange Arbeitszeiten. Derweil präsentiert Apple heute die nächste Version seines Verkaufsschlagers

Bis zu 80 Überstunden leistet die 19jährige Arbeiterin pro Monat in der iPhone-Fabrik. Das hat sie den Autorinnen des neuen Berichts über die Arbeitsbedingungen bei Apple in China erzählt. Trotz mehrmaliger Versprechen des kalifornischen Konzerns und seiner Zulieferer verstoßen diese Zustände gegen das chinesische Arbeitsgesetz. Dabei verhindert soziale Ignoranz nicht, dass sich die iPhones blendend verkaufen: Am heutigen Dienstag (4.10.) stellt Apple die neue Version vor – möglicherweise das iPhone5.

Einen großen Teil der etwa 90 Millionen iPhones, die Apple dieses Jahr unter die Leute bringt, produziert der Foxconn-Konzern in China. Um die hohe Nachfrage zu befriedigen, eröffnet die Firma eine Fabrik nach der anderen. Der aktuelle Bericht der Hongkonger Kritiker-Organisation Sacom analysiert die Arbeitsbedingungen bei den Foxconn-Ablegern in der Stadt Zhengzhou, circa 1.000 Kilometer nordwestlich von Shanghai.

Wie auch in anderen Foxconn-Werken anfangs üblich, produzieren rund 100.000 Arbeiter in Zehngzhou auf riesigen Baustellen. Hallen werden hochgezogen, das Werk wächst, es gibt zu wenig Kantinen und Waschräume. Sacom zufolge beträgt die Kapazität bereits 100.000 iPhones pro Tag. Die schnelle Steigerung erkauft Foxconn unter anderem mit rigiden Anforderungen bei Arbeitszeit und Disziplin.

Wie die interviewten ArbeiterInnen berichteten, liege die Zahl der Überstunden weit über dem gesetzlichen Limit. Während das Gesetz nur 36 Überstunden monatlich erlaubt, seien bis zu 80 Überstunden die Regel. Teilweise würden die „iSklaven“, wie Sacom kritisiert, gezwungen, ihre Pausen innerhalb der Schichten ausfallen zu lassen. Sieben- bis achtstündige Nonstop-Arbeit sei die Folge – in der Regel stehend.

Auch in Zehngzhou beschweren sich offenbar viele Arbeiter über das rüde Verhalten der Aufseher – Vorwürfe, die aus anderen Foxconn-Werken bekannt sind. ArbeiterInnen würden angeschrien, bedroht und dürften sich während der Arbeit nicht unterhalten.

Der Lohn, den Foxconn als Gegenleistung zahlt, liegt über dem staatlich festgelegten Mindestlohn der Provinz Henan. Die ArbeiterInnen erhalten einen Basislohn von 1.350 Renmimbi (157 Euro) pro Monat. Inklusive Überstunden, abzüglich Kosten für das Wohnheim, Steuern und Versicherung würden etwa 1.800 Renmimbi übrigbleiben (209 Euro), heißt es im Sacom-Bericht. Umgerechnet auf bis zu 250 Arbeitsstunden monatlich bedeutet das einen Stundenlohn von etwa 0,80 Euro-Cent. Von derartigen Summen kann ein alleinstehender Industriearbeiter in China einigermaßen sein tägliches Leben finanzieren. Für Kultur, Sparen oder die Gründung einer Familie reicht das aber kaum. Apple erfreut seine Aktionäre währenddessen mit fantastischen Gewinnen von gut sieben Milliarden Dollar im Vierteljahr.

Einige der Probleme werden bei Foxconn nicht grundsätzlich bestritten. Als die taz die Werke in Chengdu und Shenzhen im April diesen Jahres besuchte, betonte Manager Louis Woo, man werde herabwürdigendes Verhalten von Vorgesetzten nicht mehr tolerieren. Zum Vorwurf der teilweise gesetzeswidrigen Arbeitszeiten wollte Foxconn am Montag keine Stellung nehmen.

Apple hat für Dienstag zu einer Pressekonferenz an den Hauptsitz in Cupertino, Kalifornien, eingeladen. Fachleute rechnen damit, dass eine neue Variante des iPhones präsentiert wird. Bisher sind vier Versionen auf dem Markt.