Kommentar zum japanischen Atomunfall von Hannes Koch
Deutsche Kernkraftwerke seien sicher, hat die Bundesregierung immer gesagt. Das stimmt. Hierzulande stehen die Anlagen nicht in Gebieten, die von Erdbeben dermaßen gefährdet sind, wie in Japan. Auch deutsche Ingenieurkunst und hohe technische Standards leisten Vorsorge gegen technische Risiken in Kernkraftwerken.
Nicht Recht hat die Regierung dagegen mit ihrer oft geäußerten Annahme, dass eine verheerende Atomkatastrophe sich in Deutschland grundsätzlich nicht ereignen könne. Denn Unfälle und Unglücke sind niemals auszuschließen. Mit menschlichen Fehlern, Flugzeugabstürzen und unwahrscheinlichen technischen Pannen muss man immer rechnen. Ganz vorsichtig hat dies nun auch Kanzlerin Angela Merkel eingeräumt
Wer, wie aktuell der Vorstand von RWE, diese möglichen Katastrophen-Ursachen als atomares Restrisiko betrachtet, handelt in höchstem Maße verantwortungslos. Er nimmt in Kauf, dass tausende, zehntausende, hunderttausende Menschen der Gefahr der atomaren Verseuchung ausgesetzt bleiben – nicht nur in Japan, auch in Deutschland. Dieses sogenannte Restrisiko ist, so klein es statistisch auch sein mag, in seinen möglichen Auswirkungen doch so groß, dass wir es nicht hinnehmen sollten.
Ein atomarer Unfall ähnlich Harrisburg 1979, Tschernobyl 1986 und Fukushima 2011 kann sich auch in Deutschland ereignen. Bisher haben wir Glück gehabt. Wir sollten mit diesem Glück nicht länger spielen. Schließlich geht es nur um Geld. Es ist kein grundsätzliches Problem, eine nicht-atomare Stromversorgung aufzubauen, nur eine Frage der Kosten. Diese Ausgaben werden unseren materiellen Wohlstand wohlmöglich einige Jahre mindern. Unsere Gesundheit, die Basis eines zufriedenen Lebens, schützen sie jedoch. Deswegen gibt es nur eine sinnvolle Lösung: die schnellstmögliche Abschaltung aller deutschen Atomkraftwerke – nicht die Verlängerung der Laufzeiten, die CDU, CSU und FDP kürzlich beschlossen haben.