Mr. Hartgeld sucht seine Zukunft

Bundesbank-Vorstand Axel Webers Chancen, Chef der Europäischen Zentralbank zu werden, sinken. Vermutungen über Wechsel zur Deutschen Bank

Der Chef der Deutschen Bundesbank kommt im Ausland nicht immer gut an. Diese Hypothek seines Amtes belastet auch Axel Weber, der gerne Vorstand der Europäischen Zentralbank geworden wäre. Damit scheint es nun vorbei zu sein.

Die Nachrichtenagentur Reuters berichtete am Mittwoch, der 53jährige Weber sei als EZB-Chef „aus dem Rennen“. Eine offizielle Bestätigung gab es nicht. Klar ist nur soviel: Am Mittwoch Vormittag haben Kanzlerin Angela Merkel und Weber miteinander telefoniert. Vermutungen zufolge will Weber auch nicht mehr für eine zweite Amtszeit als Bundesbank-Chef kandidieren, sondern auf den Vorstandsposten der Deutschen Bank wechseln, wenn der gegenwärtige Chef-Manager Josef Ackermann 2013 abtritt.

Ob Weber, ehemaliger Finanzprofessor und Wirtschaftsberater der Bundesregierung, sich tatsächlich um die Nachfolge des in diesem Jahr ausscheidenden französischen EZB-Chefs Jean-Claude Trichet bewarb, hat er selbst niemals öffentlich bestätigt. Regierungsprecher Steffen Seibert erklärte jedoch auch am Mittwoch, dass es schön wäre, wenn „ein Deutscher“ die Euro-Bank leiten würde.

Webers Kandidatur war immer mit Schwierigkeiten behaftet. Nicht nur bei Frankreichs Staatschef Nicolas Sarkozy und dem Chef der Euro-Gruppe, Jean-Claude Juncker, stießen Webers Positionen auf Kritik. Der Vorwurf lautete: Mit seiner harten Politik für einen stabilen Wert des Euro schade Weber ökonomisch schwächeren Nachbarländern mehr, als es notwendig sei.

In der Tat ließ Weber nie einen Zweifel an seiner grundsätzlichen Einschätzung. „Ich halte Preisstabilität für die einzige Nadel im EZB-Kompass“, sagte er im vergangenen Herbst. Zu dieser Haltung passte, dass er gemeinsame europäische Staatsanleihen zur Unterstützung notleidender Euro-Staaten wie Griechenland und Irland ablehnte und sich auch kritisch äußerte, als die EZB Staatsanleihen schwacher Staaten aufkaufte. Webers Befürchtung: Derartige Großzügigkeit gefährde die Kaufkraft und die Stabilität der europäischen Währung.

Andererseits machte sich der Bundesbank-Chef, der auch im Präsidium der EZB sitzt, dafür stark, den europäischen Rettungsschirm einzurichten und notfalls auszubauen. Ihm blinde Stabilitätspolitik vorzuwerfen, wäre deshalb ungerechtfertigt.

Zum erheblichen Teil dürfte Weber an den Vorurteilen gescheitert sein, die Spitzenpolitiker Frankreichs und anderer Staaten der Bundesbank und damit auch ihrem Chef schon immer entgegenbrachten. Viele im Ausland betrachten die ehemalige deutsche Notenbank als Hüterin einer verqueren Ideologie des harten Geldes, die im Zeichen deutscher Stärke rücksichtslos über die Interessen der Nachbarländer hinwegregiere. Mit seinem bestimmten, von manchen Politikern als beherrschend und arrogant empfundenen Auftreten hat Weber diesen Vorbehalten Vorschub geleistet.