Kein Buch wurde bisher so oft übersetzt wie die Heilige Schrift. In jüngster Zeit aber sind Comics erfolgreicher. Serie „Wirtschaftsfaktor Gott“
Gottes Wort kennt keine Grenzen. Selbst ins Klingonische wird die Bibel übersetzt. Das ist die Sprache der außerirdischen Krieger aus der Filmserie Star-Trek. Daran arbeiten Wissenschaftler seit 1994. Das Buch Esther und Ruth, sowie mehrere Psalmen haben sie bereits fertig.
Mit dem Alten und Neuen Testament auf Klingonisch werden die Herausgeber vermutlich kein Geld verdienen. Doch insgesamt sind Herstellung und Vertrieb der Bibel ein profitträchtiges Unternehmen – auch wenn es vordergründig nicht um Gewinn, sondern die Verbreitung des Glaubens geht. Allerdings lassen sich die christlichen Kirchen nur ungern in die Bibel-Bilanzen schauen.
Schon die oft geäußerte These, die christliche Bibel sei weit vor der Mao-Bibel und dem islamischen Koran das meistverkaufte Buch der Welt, ist nicht zu belegen. Belastbare Statistiken existieren nicht, allenfalls Schätzungen. Danach wurden bislang zwei bis drei Milliarden Exemplare der Heiligen Schrift weltweit verbreitet. Sicher zu sein scheint: „Die Bibel ist das Buch, was in die meisten Sprachen übersetzt wurde.“ Dies sagt Jens Bammel, der Generalsekretär des Internationalen Verlegerverbandes in Genf. Nach Auskunft der Deutschen Bibelgesellschaft in Stuttgart liegt die Vollbibel – Altes plus Neues Testament – in 459 Sprachen vor, das Neue Testament sogar in 1.213 Idiomen.
In jüngster Zeit scheint sich die Lage aber zu ändern. Darauf deutet der Index Translationum der Weltkulturorganisation Unesco hin. Den Zahlen der Vereinten Nationen seit 1979 zufolge steht die Übersetzung der Bibel in andere Sprachen nur noch auf Platz 13. Erfolgreicher sind unter anderem die Comic-Werke Walt Disneys, die Bücher Agatha Christies, Jules Vernes, Enid Blytons, Grimms und Andersens Märchen, aber auch die Schriften Wladimir Iljitsch Lenins.
Im Jahr 2009 seien 29 Millionen Bibeln weltweit verkauft oder verbreitet worden, erklärt die Internationale Bibelgesellschaft. Wieviel Geld das bringt, will die Deutsche Bibelgesellschaft nicht erläutern. Nimmt man aber an, dass eine Bibel zehn Euro kostete, so würde alleine der Vertrieb des Christlichen Buches einen Umsatz von rund 300 Millionen Euro pro Jahr generieren.
Hinzu kommt das lukrative Geschäft mit den Verwertungsrechten. Die Gebühren hierzulande vereinnahmt die Deutsche Bibelgesellschaft, die die Rechte an der Luther-Bibel im Auftrag der Evangelischen Kirche (EKD) verwaltet. Über die Höhe der Einnahmen bewahre man Stillschweigen, sagt Sprecher Florian Theuerkauff. Geschmälert wird der Erlös allerdings dadurch, dass die Autorenrechte in der Regel 70 Jahre nach dem Tode des Urhebers verfallen. Die alten Text-Varianten der Bibel dürfen deshalb alle Bürger drucken und verkaufen.