Das lange Leben der Ledersofas

Käufer von gebrauchten Waren schonen nicht nur ihren Geldbeutel. Sie lassen Müllberge langsamer wachsen und tun etwas für ihre persönliche CO2-Bilanz.

Es gibt viel zu sehen. Und es ist bunt hier. Wer das Secondhand-Kaufhaus im Mannheimer Stadtteil Waldhof betritt, der begibt sich in die farbige Welt des Trödels. Was andere nicht mehr gebrauchen können, findet hier einen neuen Besitzer. Königsblau verzierte Kaffeetassen, dunkelrote Couchgarnituren, kastanienbraune Ledersofas oder Teppiche in orientalischem Design: Auf 2.500 Quadtradmetern warten tausende Dinge nur darauf, dass jemand vorbeikommt und ihnen ein neues Zuhause gibt.

Ein breiter hellblauer Streifen zieht sich entlang des unscheinbaren weißen Äußeren der ehemaligen Fabrikhalle. „Fairkauf“ prangt in großen weißen Lettern darauf. „Wer aus zweiter Hand kauft, verlängert die Lebensdauer der Produkte“, sagt Klaus Meyer, Geschäftsführer von Fairkauf Mannheim, dem Betreiber des Gebrauchtwarenladens in dem auch Menschen mit Behinderung eine Chance auf Arbeit bekommen. „Das schont die Umwelt und den Geldbeutel“, erläutert er. Beides sei fair: Menschen mit Behinderung eine sinnvolle Beschäftigung zu geben und Kunden günstige Waren aus zweiter Hand zu bieten.

Die Umwelt profitiert tatsächlich, wenn noch funktionstüchtige Röhrenfernseher, Laptops oder Spielekonsolen nicht im Elektroschrott, sondern in einem anderen Haushalt landen. Zum einen wachsen die Müllberge nicht so rasant in die Höhe. Zum anderen verbraucht die Produktion von Konsumgütern Rohstoffe und fossile Energieträger und setzt Treibhausgase frei. Wer auf Neuware verzichtet, sorgt in der Regel dafür, dass sein persönlicher ökologischer Fußabdruck, den er in der Welt bereits hinterlassen hat, nicht größer wird.

Bis zu 69 Kilogramm Kohlendioxid lassen sich einsparen, wenn ein Notebook nicht neu gekauft, sondern gebraucht im Online-Shop erworben wird. Das hat ein Forschungsprojekt ans Licht gebracht, an dem unter anderen das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung (IZT) und die Goethe-Universität in Frankfurt am Main beteiligt waren.

Der Kauf gebrauchter Waren mindert jedoch nicht automatisch die persönliche Umweltbilanz. Bei Produkten, die Strom und Wasser verbrauchen – wie Kühlschränke, Geschirrspüler oder Waschmaschinen – spielt das Alter eine wichtige Rolle. Neue Geräte arbeiten meist effizienter als alte. Und sicher schont es nicht die Umwelt, wenn man sich das per Internetauktion erstandene Sofa von Hamburg mit dem LKW nach Konstanz liefern lässt oder wenn man 200 Kilometer im Benziner die Autobahn entlang brettert, um aus dem Secondhand-Shop schlussendlich nur ein T-Shirt davonzutragen.

Und selbst wenn wir es uns wünschten. Produkte leben nicht ewig. Aus der ehemaligen Lieblingstennissocke wird irgendwann, wenn sie alt und löchrig geworden ist, vielleicht noch ein Schuhputzlappen. Doch auch der hält nicht ewig und landet zwangsläufig im Müll. Und irgendwann geht auch der beste DVD-Player oder Rasenmäher in die Brüche. Wer dem Produkt in dem Fall durch eine Reparatur noch ein paar funktionstüchtige Jahre schenken möchte, stößt womöglich auf Hürden.

„Geht der fünf Jahre alte DVD-Player kaputt, kann es sein, dass es keine Ersatzteile mehr für eine Reparatur gibt“, so Meyer. Und manchmal seien die Geräte auch so gebaut, dass sie sich gar nicht reparieren lassen. Da sei dann zum Beispiel das Gehäuse zusammengeklebt und lasse sich gar nicht öffnen. Die Hersteller machten es sich oft zu einfach.

Der persönliche CO2-Rechner

Rund elf Tonnen CO2 verursacht der durchschnittliche Bundesbürger im Jahr, weil er konsumiert, vielleicht einen Wagen fährt, die Heizung aufdreht oder Kaffee kocht. Damit lägen die Einwohner Deutschlands im Schnitt deutlich über dem weltweiten Pro-Kopf-Aufkommen von ungefähr 6,8 Tonnen, so das Umweltbundesamt (UBA). Wie gut oder wie schlecht es um die eigene CO2-Bilanz steht, kann sich jeder selbst ausrechnen – im Internet unter http://uba.klimaktiv-co2-rechner.de/de_DE/page/start/.